Phoenix

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Originaltitel:
Phoenix
Jahr:
2014
Eingetragen:
21.01.2024
TMDB-Wertung:
6,8/10


TMDB-Inhaltsangabe:

Nelly wird von allen für tot gehalten, doch sie hat Auschwitz überlebt. Wie ein Phönix aus der Asche erlangt sie im Juni 1945 wieder das Bewusstsein. Lene, Mitarbeiterin der Jewish Agency und alte Freundin, bringt die Verletzte in die frühere Heimat Berlin. Dort wird Nelly am Gesicht operiert. Lene will mit ihr nach Palästina auswandern, aber Nelly zieht es vor, nach ihrem nichtjüdischen Ehemann Johnny zu suchen. Tatsächlich findet sie ihn schon bald, doch er er erkennt Nelly nicht wieder. Er fühlt sich aber an seine Gemahlin erinnert und schlägt der ihm Unbekannten vor, in die Rolle seiner Frau zu schlüpfen, um an das Erbe ihrer im Holocaust ermordeten Familie zu kommen. Die Heimkehrerin willigt ein und verkörpert von nun an ihre eigene Doppelgängerin. Die Situation spitzt sich zu...

Hannes schreibt:

Es ist faszinierend, wie aus dem gleichen Quellmaterial zwei so unterschiedliche Filme gemacht werden können. Bereits in den 60er Jahren hatte man Eine Tür fällt zu gesehen. 50 Jahre später nun also Phoenix. Statt eines Kriminalthrillers, ist es nun ein Schuld-und-Sühne-Drama. Das auf persönlicher Ebene ebenso stark ist, wie als Kommentar auf die deutsche Nachkriegsgesellschaft.

Dies gelingt durch Perspektivverschiebung. In den 60ern folgte man selbstverständlich dem Mann. Selbst, wenn er der Bösewicht war. Für die ehemalige KZ-Insassin blieb nur die Opferrolle. 2014 darf sie, von Nina Hoss beeindruckend gespielt, die Protagonistin sein. In all ihrer inneren Unsicherheit, mit all ihren zerrissenen Gefühlen, aber auch mit ihrer eigenen, letzten Konsequenz. Die Streichung des gesamten Mordkomplotts, ja sogar der ganzen Tochterfigur, passt im Hinblick auf diese Refokussierung.

Stattdessen kann man einige Szenen, die direkt aus Vertigo stammen könnten, bewundern. Wenn Johnny (Ronald Zehrfeld) Nelly zu Nelly ummodeln möchte; unwissend, dass sie tatsächlich Nelly ist. Die gesamte Wucht des Irrationalen bricht herein, was sie sich gefallen lässt. Und dem Skript, der Inszenierung und nicht zuletzt Hoss gelingt es, das trotzdem emotional nachvollziehbar zu machen. Und: Welch ein Mut, mit einer solchen Einstellung den Film einfach zu beenden! Wo scheinbar, auf textueller Ebene, doch alle Fragen offen sind. Alle Figuren sich betreten gegenseitig anschauen. Doch es ist folgerichtig, denn der Charakterbogen Nellys ist beendet. Wie sie, wenn auch verschwommen gezeigt, aber aufrecht und mit selbstbestimmten Schritten, den Raum verlässt, bedarf es keiner erklärenden Fortsetzung. Stark!

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