Charly

Poster
Originaltitel:
Charly
Jahr:
1968
Eingetragen:
28.12.2020
Bearbeitet:
30.03.2022
IMDB-Wertung:
7/10
TMDB-Wertung:
6,5/10


Hannes schreibt:

Charly (Cliff Robertson), erwachsen, aber geistig auf dem Stand eines Kindes geblieben, wird durch eine Wundertherapie hochintelligent. Er erlebt im Zeitraffer das Erwachsenwerden, hat eine kurze rebellische Phase und schließlich kommt er auf den Geschmack der Liebe mit seiner Lehrerin (Claire Bloom). Doch der Effekt ist nicht von Dauer und er fällt auf seinen Ausgangszustand zurück.

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Robertson, der die Rolle bereits im Fernsehen gespielt hatte, sah in dem Stoff wohl die Rolle seines Lebens, stellte sich auch finanziell hinter den Film, beauftragte persönlich mehrere Drehbuchversionen… und vorhersehbar ist zutiefst kitscher Oscar-Bait herausgekommen. Eine bessere Gelegenheit, als einen geistig behinderten zu spielen, gibt es auf den Goldjungen ja bekanntlich nicht. Und so hängt er sich ordentlich rein, schielt, verzieht den Mund und schneidet sonstige Grimassen. Er wurde für seine Mühen wie geplant belohnt.

Was nichts daran ändert, dass der zugrundeliegende Stoff ein nicht uninteressanter ist. Wobei der Kniff der Vorlage im Stilistischen liegt. Durch den Tagebuchstil wird implizit erzählt, da Wortschatz, Orthographie usw. Charlys sich verändern und so seinen jeweiligen Zustand widerspiegeln. Hierfür in dem anderen Medium ein Äquivalent zu finden, bemüht sich der Film nur sehr geringfügig. Diesbezüglicher Lichtblick ist die sich verändernde Einrichtung in Charlys Wohnzimmer. Ansonsten nimmt der Film jedoch, obwohl er weitgehend bei der Figur Charlys bleibt, eine auktoriale Perspektive ein. Daran, dass Charlys Kollegen in der Bäckerei, wo er den Boden fegt, Fieslinge sind, lässt der Film beispielsweise niemals einen Zweifel – obwohl Charly selbst dies anfangs ja gar nicht so wahrnimmt.

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Stolz war man seitens der Inszenierung dagegen wohl auf Elemente und Techniken, die den Film heutzutage leider als besonders altbacken und überholt erscheinen lassen. Die aufgesetzte Dauerverwendung von Split-Screens passt sich diesbezüglich nahtlos in die in ihrer Prätentiösität kaum zu ertragende Frage-Antwort-Szene Charlys vor den Wissenschaftlern ein.

Was dann, mangels interessanter Form, doch wieder zum Inhalt überleitet. Die Geschichte entbehrt nicht einer gewissen Tragik, strahlt aber auch Wärme aus. Die sich elliptisch verschiebende Beziehung der beiden Hauptpersonen und die dazugehörigen Höhen wie Tiefen sind emotional nachvollziehbar. Im Kern steckt ein wirklich guter Plot. Wäre er nur nicht begraben unter den allzu sichtbaren Versuchen, besonders anspruchsvoll und feinsinnig rüberzukommen. Insbesondere, wenn man andererseits seinen eigenen Zuschauern nicht einmal zutraut, die Schlusspointe (bezüglich wahrer Liebe und Loslassen) zu verstehen und sie ihnen so doch in einer expliziten Einstellung (inklusive belehrendem Off-Kommentar) nochmal erklärt.

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