Berberian Sound Studio

Poster
Originaltitel:
Berberian Sound Studio
Jahr:
2012
Eingetragen:
03.11.2023
TMDB-Wertung:
6/10


TMDB-Inhaltsangabe:

Italien 1976: Der schüchterne Brite Gilderoy hat einen Job als Sounddesigner in einem Tonstudio angenommen. Worauf er sich eingelassen hat, wird ihm erst bei seiner Ankunft bewusst, denn das Berberian Sound Studio produziert „Giallo“-Filme, bizarre Horrorstreifen voll von Gewalt und Erotik. Gilderoy nimmt sich pflichtbewusst und detailversessen seiner neuen Aufgabe an und verliert sich zusehends in der alptraumhaften Klangwelt der Filme – bis sich Wirklichkeit und Fiktion schmerzvoll überlagern

Hannes schreibt:

Dem italienischen Kino vergangener Jahrzehnte hing der breite Vorwurf des „Style over Substance“ an. Und so hat auch Berberian Sound Studio, der sich auf die Tradition der Gialli und Horrorfilme der 70er Jahre bezieht, letztlich keine Aussage. Aber sehr wohl ein Thema. Das es meisterhaft verbildlicht und akustisch ausgestaltet.

Das schöne daran ist, dass der Film zwar ungemein gewinnt durch das Hintergrundwissen, dass beispielsweise damals in Südeuropa ohne Ton gedreht, also immer nachsynchronisiert wurde. Aber solches Wissen ist nicht notwendig. Die kafkaesken Umstände um die Reisekostenerstattung Gilderoys, seine generelle Isolation durch die Sprachbarriere, die durch die kulturellen Unterschiede nur noch verstärkt wird – all das sind zeitlose Themen. Den zu vertonenden Hexen-Folter-Horrorstreifen sieht man niemals. Man hört ihn nur auschnittsweise, schlaglichtartig. Oder genauer: Man hört das, was der Produzent an Ton darüberlegen lässt. Während der Regisseur behauptet, es handele sich um höchste Kunst. Reflektion der Entwicklungen, des Zustandes Gilderoys, findet durch die Briefe seiner Mutter statt. Und überhaupt, der vordergründigen Geschichte angemessen arbeitet Regisseur Peter Strickland mit erzählender Geräuschkulisse. Unterschwelligem Brummen der Gerätschaften. Dem Pfeifen der Neonlichter.

Wer eine definitive Erklärung möchte, warum Gilderoy am Ende Italienisch spricht und sich fundamental anders verhält, der ist bei einem solchen Film fehl am Platze. Wer all dies auf der symbolischen Ebene sieht, als Ausdruck für etwas, der kann sich auf immersive 90 Minuten gefasst machen. In denen einem mehrmals der Boden unter den Füßen gezogen wird und aus denen man mit einer strukturellen Verunsicherung herausgeht, die es in sich hat. Das ist Kino. Auch, wenn das alles gar nicht so sehr mit Bildern erreicht wurde.

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