Jung & Schön

Poster
Originaltitel:
Jeune et Jolie
Jahr:
2013
Eingetragen:
06.12.2023
TMDB-Wertung:
6,5/10


TMDB-Inhaltsangabe:

Im Sommerurlaub, wenige Tage vor ihrem 17. Geburtstag, schläft die hübsche Isabelle das erste Mal mit einem Jungen. Für viele Mädchen ein großes Ereignis, lässt sie diese Nacht jedoch völlig kalt. Dennoch erkennt sie die Möglichkeiten, die der Austausch körperlicher Zärtlichkeiten ihr bietet: Mit Beginn des Schuljahres verabredet sie sich mit meist älteren Männern, die sie für Sex bezahlen. 300 Euro pro Nacht lassen es sich die Männer kosten. Während Isabelle an immer mehr Geld kommt, ahnen weder Eltern noch Freunde etwas von ihrem Doppelleben. Nach einem tragischen Zwischenfall kann sie ihr Geheimnis jedoch nicht mehr verbergen und ihre Nachmittagsbeschäftigung fliegt auf. Da Isabelle selbst nicht dazu Stellung bezieht, sondern beharrlich schweigt, ergeht sich ihre Mutter vornehmlich in Selbstvorwürfen.

Hannes schreibt:

Ja, ja, jung und schön, wer wäre das nicht gerne? Aber, so erfahren wir hier, das macht das Heranwachsen, seinen Platz zu finden in der komplizierten Erwachsenenwelt, auch nicht leichter. Wobei wir hier natürlich von Problemen der Ersten Welt sprechen. Sogar dem gut betuchten Teil der Gesellschaft. Was anscheinend nicht der Arroganz der Autoren und des Regisseurs, nur ihre eigene Lebenswirklichkeit zu sehen, geschuldet ist, sondern eine sehr bewusste Entscheidung gewesen sein muss.

Die Protagonistin Isabelle (Marina Vacth), um die sich hier wirklich alles dreht, hat alles. Darf alles. Was will man noch in einem solchen Leben, das man sich nicht selbst erarbeitet hat? Eine Rebellion gegen die Elterngeneration ist praktisch nicht mehr möglich, denn wogegen rebellieren? Was einfordern, wenn es einem eigentlich bereits alles ermöglicht wird? Das große Versprechen der großen Liebe, zu dem die Eltern in Form einer Ferienromanze ermutigen, stellt sich als ernüchternd heraus. Doch Isabelle erkennt eines: Die Macht, die sie durch ihre Jugend über genau diese älteren Generationen hat.

Das schöne daran: Das Drehbuch weißt niemandem irgendeine „Schuld“ zu, dass Isabelle der Prostitution nachgeht. Weder dem armen Teenie-Jungen, mit dem Isabelle ihre ersten sexuellen Erfahrungen machte, noch den Eltern, den Freunden, der Schule, einem „bösen Verführer“, wirtschaftlichen Umständen… Es ist ihre Entscheidung. Geradezu unerhört.

Vorbilder gibt es. Ob nun Belle de Jour oder das nur kurz zuvor erschienene Sleeping Beauty. Doch anders als insbesondere letzterer Film gelingt es Regisseur François Ozon durch seine kühle-distanzierte, aber trotzdem zielgerichtete Inszenierung sein Thema auch emotional greifbar zu machen.Und auch die große, tränenreiche, didaktische Auflösung bleibt uns erspart. Vielen Dank!

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