Der Fälscher von London

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Originaltitel:
Der Fälscher von London
Jahr:
1961
Eingetragen:
26.05.2024
TMDB-Wertung:
5,1/10


TMDB-Inhaltsangabe:

Der gerade verheiratete Millionenerbe Peter Clifton verbringt seine Flitterwochen mit Jane auf Longford Manor. Als Jane nachts hinter einer Geheimtür ihren Mann an einer Druckerpresse entdeckt, glaubt sie, es handle sich bei ihm um den seit langem gesuchten Fälscher von London. Janes alter Verehrer Basil Hale diskreditiert Clifton zudem mit geheimnisvollen Andeutungen über dessen Vergangenheit. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Clifton wird Hale am nächsten Tag erschlagen im Park des Schlosses aufgefunden. Jane findet ihren verletzten, nicht ansprechbaren Mann und beseitigt alle Spuren sowie die vermeintliche Mordwaffe.

Hannes schreibt:

Der achte Film in zwei Jahren. Was kann man noch erwarten als ein Abspulen der Formel? Und dann kommt Der Fälscher von London. Ein Film, der zwar vordergründig die Erwartungen erfüllt, aber in der Einheit von Inhalt und Inszenierung in derartig höhere Sphären entschwindet, dass man es kaum zu glauben wagt.

Man kennt es ja eigentlich: Die Wallace-Filme beginnen mit einem düsteren Cold Opening. Häufig direkt ein Mord. Oder aber etwas anderes, das pointiert den zentralen Konflikt, mit dem man sich dann 90 Minuten lang beschäftigen wird, auf den Punkt bringt. Genau das tut Harald Reinl. Nur so, dass man es nicht sofort merkt. Denn er zeigt die High Society beim Besuch eines Pferderennens. Auch die englische Königin ist (in geschickt montierten Archivaufnahmen) anwesend. Die Protagonistinnen und Protagonisten unterhalten sich über eine bevorstehende Hochzeit. Da ist er, der Kernkonflikt, der sich langsam herausschält in den folgenden 30 Minuten. Denn so lange dauert es, bis überhaupt ein Verbrechen passiert.

So sehr über den Geldfälscher namens „der Gerissene“ (unglaublich blöder Name, die größte Schwäche des Drehbuchs) hier und dort geredet wird, so ist es die Hochzeit, die Beziehung zwischen Hellmut Lange und Karin Dor, die hier akribisch seziert wird. Er ein einsamer Millionär, dem das geerbte Geld bislang kein Glück gebracht hat. Sie die junge Waise, deren Ziehvater pleite ist, die aus Pflichtgefühl diese Verbindung eingeht. Die Hochzeitsszene inszeniert Reinl geradezu im Stil eines Horrorfilms: Während der Pastor aus dem Off über ewiges Glück und Treue schwadroniert, kündigt ein unheilvolles Dröhnen und die bedrückende Kameraperspektive Böses an. Ab geht es in die Flitterwochen, auf deren Gestaltung die Braut keinerlei Einfluss hatte. In ein kaltes Schloss. Abendessen in einem viel zu großen Speisesaal, an einer Tafel, die maximale Distanz sicherstellt. Er spricht über die Einrichtung eines reich gefüllten Bankkontos für sie. Höchst unangenehm.

Und so geht es weiter. Immer wieder rückt Reinl Statuen oder Büsten streng dreinschauender älterer Herren in den Bildvordergrund, während die Akteure geradezu winzig werden. Wie mit verachtendem Blick urteilende Zuschauer. In Abend- und Nachtszenen werfen sich mittels harter Schatten Sorgenfalten selbst auf die jungen Gesichter; so gezielt, dass man sich fragt, warum der Farbfilm überhaupt erfunden wurde. Und doch endet die Geschichte mit einer Umarmung der beiden. Nachvollziehbar entwickelt; nicht nur, weil sie beide gutaussehende Menschen sind, und nach Filmlogik deshalb eine Anziehung bestehen muss.

Trotz dieses Themas gelingt es, die Wallace-typischen Schauwerte zu bieten. Die zahllosen falschen Fährten. Die zweifelhaften Charaktere. Der beinahe schon unheimlich effektive, höchst abgeklärte Chefinspektor (Siegfried Lowitz), der anscheinend von vornherein ganz genau weiß, wer eigentlich hinter Gitter gehört, aber nur zu Gunsten der Zuschauer noch ein wenig mit den Rundumverhaftungen wartet. Die schönen Bilder Hamburgs, das mal wieder als London herhalten soll. Wobei man sich keinerlei Mühe gibt, das irgendwie zu bemänteln.

Der Fälscher von London ist ein Juwel unter den Wallace-Filmen und im deutschen Kino insgesamt!

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