Ein Mann jagt sich selbst

Poster
Originaltitel:
The Man Who Haunted Himself
Jahr:
1970
Eingetragen:
22.10.2014
IMDB-Wertung:
6,4/10
TMDB-Wertung:
6,1/10


Hannes schreibt:

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Roger Moore, der König der „ironisch-souveränen Gentlemen“, eine düstere Seite hat? Dass er Schwächen hat, unerwünschte Triebe unterdrückt? Oder, dass er immerhin einen solchen Menschen spielen kann. Oder konnte, bevor er für immer auf seine Paraderolle festgelegt wurde.

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Moore spielt (!) Pelham, die Inkarnation eines Gewohnheitsmenschen: Er kleidet sich nach Wochentag, immer mit steifem Kragen und gleicher Krawatte, sitzt immer pünktlich in seinem Büro und erfüllt seine Pflicht. Die Pflicht geht immer vor, Spontaneität undenkbar. Doch man weiß ja: Je starrer ein System, desto instabiler ist es. So bedarf es nur minimaler Abweichung von der Norm, seine Welt durcheinanderzuwürfeln.

Dramatisiert wird diese externalisierte Selbstreflektion durch das Auftauchen eines Doppelgängers. Bekannte schwören Pelham an Orten gesehen zu haben, obwohl er sich tatsächlich ganz woanders befand. Es wird ihm sogar eine Affäre nachgesagt. In der Firma hat er anscheinend Entscheidungen getroffen, die seinen Überzeugungen direkt entgegenstehen. Und Pelham kann sich an nichts davon erinnern. Wenn es also nicht nur sein angeschlagenes Nervenkostüm, sondern ein wirklicher Doppelgänger ist, dann muss jener sehr überzeugend handeln, da keiner der Betroffenen seine Identität auch nur hinterfragt hat.

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Dabei geht es symbolisch natürlich darum, dass Pelhams ordnungsbedürftige Natur zur krankhaften Unterdrückung Teile seines eigenen Charakters führt. Dieser Seite gelingt es auszubrechen und er bekommt sie nicht mehr unter Kontrolle. Letztlich handelt es sich bei dem Doppelgänger also sozusagen um einen externen Mr. Hyde – nur, dass dieser Hyde nicht nur die unterdrückte Lust auslebt, sondern gleichzeitig auch die finale Endstufe des zynischen Geschäftsmannes darstellt: Der neue Pelham ist im Zeitgeist der späten 60er Jahre die Weiterentwicklung des alten. Wo letzteren noch gewisse Selbstzweifel plagten, er mit sich selbst nicht vollständig im Reinen war, ist ersterer gnadenlos erfolgsorientiert, absolut egozentrisch und völlig von sich selbst überzeugt. Und, so die zynische Botschaft des Films: Damit ist er sowohl im beruflichen, als auch privaten Umfeld sogar be- und geliebter! Ein düsterer Ausblick, und selbst Moore hält seine Augenbraue ganz gut im Zaum.

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