Das Bildnis des Dorian Gray

Poster
Originaltitel:
Dorian Gray
Jahr:
2009
Eingetragen:
17.03.2015
IMDB-Wertung:
6,3/10
TMDB-Wertung:
6/10


Hannes schreibt:

Ein Vermarktungsproblem des Dorian Gray-Stoffes ist es, dass die Hauptrolle praktisch niemals mit einem lange etablierten Star besetzt werden kann. Am nächsten kam Anfang der 70er eventuell Helmut Berger. 2009 fiel man wie üblich auf einen eher unbekannten Schönling namens Ben Barnes zurück. Ebenfalls wie üblich sollten es dafür wohl die Nebenrollen richten. Doch ein Colin Firth befindet sich ehrlich gesagt deutlich jenseits der Übersättigungsgrenze (spielt in jedem Film der letzten zehn Jahre mit) und Rachel Hurd-Wood kann man wohl maximal als semi-bekannt bezeichnen.

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Uiuiui!

Doch was soll's – über Qualität sagt das ja erstmal nichts aus. Diesbezüglich muss man gleich mal feststellen: Wieder stand anscheinend das 40er-Jahre-Hollywood-Drehbuch Pate, leicht zu erkennen an dem gegenüber dem Roman dazuerfundenen, aber hier ebenfalls auftauchenden Läuterungs-Love-Interest (Rebecca Hall). Allerdings hat man durch einen kleinen Kniff genau dieser Rolle eine dramaturgisch nun relevante Funktion verpasst: Sie ist die Tochter von Dorian Grays Mentor (Firth), wodurch eine zusätzliche moralische, organisch passende Konfliktebene heraufbeschworen wird.

Zweitens hat man sich immerhin bemüht, diesmal die Grundregeln filmischen Erzählens einzuhalten, d.h. in der Hauptsache durch die Bilder zu erzählen. Dadurch wirkt eben jene Erzählung trotz des viktorianischen Schauplatzes gleich viel moderner, insbesondere dadurch, dass man den heutzigen Zuschauern endlich mal zutraut, die innere Entwicklung des Protagonisten durch äußerliche Beobachtung nachvollziehen zu können, anstatt einem diese aus dem Off explizit auf die Ohren zu legen. Was eigentlich in einem Stoff, in dem es um genau diese Externalisierung des Inneren in Form des reflexiven Portraits geht, selbstverständlich sein sollte. Blanke Ironie, dass es nur so selten stattgefunden hat in der Filmgeschichte.

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Zweifelhafte Computereffekte

Damit liegt dann natürlich eine Menge Verantwortung auf dem Hauptdarsteller. Barnes ist zugegeben etwas hölzern. Das passt anfänglich noch zu der Figur, die ja als naiver Jüngling vom Lande, der neu in die künstlichen High-Society Londons kommt, beginnt. Was die Entwicklung angeht stößt Barnes dann vielleicht etwas an seine Grenzen. Trotzdem immer noch besser als der unmotivierte Firth! Na ja, was soll man von dem schon noch erwarten? Wahrscheinlich hat er diesen Film ja in den Drehpausen von drei anderen gleichzeitig gedrehten gemacht…

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