Der unsichtbare Dritte

Poster
Originaltitel:
North by Northwest
Jahr:
1959
Eingetragen:
24.04.2015
IMDB-Wertung:
8,3/10
TMDB-Wertung:
8/10


Hannes schreibt:

Jeder erinnert sich an die einzelnen Szenen: das Finale auf Mount Rushmore, der Flugzeugangriff, das Attentat im UNO-Gebäude, vielleicht die Versteigerung usw. Doch wenn man nachfragt, worum es in Der unsichtbare Dritte eigentlich geht, bekommt man viel „äh“ und „hm“ zu hören. Zu Recht, denn es geht ja auch wirklich um nichts. Cary Grant lässt sich in typischer Hitchcock-Manier als völlig Unschuldiger und eigentlich Unbeteiligter von einer verrückten Situation in die nächste jagen – von Agenten beider Seiten und nicht zu vergessen der Polizei. Warum? Weil er anfangs zur falschen Zeit seinen Arm gehoben hat.

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Das sieht nicht gut aus…

Wer erinnert sich nicht mit Schrecken an die Enthüllung des „großen Geheimnisses“ am Ende der 39 Stufen? Diese drei winzigen technischen Details, die angeblich „das Komplizierteste“ waren, das sich „Mr Memory“ jemals hatte merken müssen? Jene Szene zeigte mehr als alles andere: Die Auflösung ist niemals so gut, wie das Mysterium. Und manchmal ist diese Auflösung des Mysteriums, wie im Fall des unsichtbaren Dritten auch völlig gleichgültig.

Den Fehler der unspektakulären Auflösung macht Hitchcock nicht nochmal. Was verkauft der Bösewicht? Na, Regierungsgeheimnisse! So klärt uns „der Professor“ (Leo G. Carroll) beiläufig auf, bevor seine Stimme dankenswerterweise vom Motorendröhnen eines Flugzeugs übertönt wird. Eine Erklärungsszene, die mindestens 15 Minuten Langeweile bedeutet hätte, durch einen simplen Trick komplett eingespart.

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Schnell weg!

All diese stilistischen Tricks, all die kleinen Scherze (wie die Westernduell-Einstellungen in der Einöde vor der Flugzeugepisode) – hervorragend, mitreißend, amüsant, spannend! Und doch ist und bleibt es ein seltsamer Film zwischen Vertigo und Psycho, zwei Filmen, die – ob man sie nun als gelungen ansieht oder nicht – sehr psychologisierend und introspektiv sind. Der unsichtbare Dritte ist dagegen rein extrovertiert und, wie erwähnt, letztlich inhaltsleer. Ein Experiment, wie weit man gehen kann, Form über Inhalt zu stellen. Er versucht nichts anderes, als auf der Oberfläche zu unterhalten. Das gelingt ihm hervorragend!

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