Das Böse

Poster
Originaltitel:
Phantasm
Jahr:
1979
Eingetragen:
23.05.2016
IMDB-Wertung:
6,7/10
TMDB-Wertung:
6,6/10


Hannes schreibt:

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Kaum ein Film zeigt wohl die Unterschiede der Erzählkulturen und -traditionen Europas und Nordamerikas so deutlich wie Das Böse. Während er jenseits des Atlantiks anscheinend eine ganze Zuschauergeneration nachhaltig geprägt hat, muss man sich hierzulande leider nur ein müdes Gähnen verkneifen. Was natürlich mit der Frage zusammenhängt, ob einem symbolisches Erzählen geläufig ist, oder ob man sie als stilbrechende Revolution empfindet.

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Hier geht es also letztendlich darum, wie der junge Teenager Mike (Michael Baldwin) den Tod seiner Eltern verarbeitet. Mit seinem viel älteren Bruder Jody (Bill Thornbury), der quasi als Ersatzvater agiert, den es aber eigentlich zu einem anderen Leben zieht, lebt er in einer öden US-Vorstadt, in dem nur der Hund begraben liegt. Denn (zumindest in der Fantasie Mikes) geht das personifizierte Böse in Form eines hochgewachsenen Totengräbers (Angus Scrimm) um. Aus unbekannten Gründen stiehlt er die Leichen vom Friedhof, schrumpft sie auf Zwergengröße und erweckt sie als Monster wieder zum Leben. Was ihm aber noch nicht reicht; er (bzw. seine Helferin, Kathy Lester) sorgt auch noch für aktiven Leichennachschub.

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Einige Aspekte sind dabei gar nicht so übel. Die wirklich seltsame Atmosphäre, die das junge Mädchen (Terrie Kalbus) und ihre eventuell hellseherische Großmutter (Mary Ellen Shaw) umgibt, ist nicht von schlechten Eltern und das Schicksal ersterer passt sich sehr gut in das Ende ein. Die weitere Gefahr, die im Mausoleum lauert, kann immerhin auch im Rückblick noch erklärt werden. Dem klassisch angelegte Bösewicht fehlt allerdings jegliche Individualität. Er ist einfach nur groß, guckt grimmig, schreitet selbstverständlich möglichst langsam voran und spricht wenig. Also identisch mit 95% aller anderen Filmmonster. Andere nervige Genreclichés, insbesondere im Mittelteil und gegen Ende, beispielsweise wenn sich immer und immer wieder Haupt- und größere Nebencharaktere (Reggie Bannister) alleine auf Erkundungstour in unheimliche, als gefährlich bekannte Gegenden vorwagen, sorgen für Längen.

Leider wirkt das Ende sogar etwas herangeklatscht; als ob man einfach diverse Elemente nicht zu erklären wusste, und deshalb auf das billige „es war alles nur ein Traum“ zurückgefallen ist. Abgesehen von dem einen sichtbaren Verfremdungseffekt rund um die Hellseherin und ihre Enkelin gelingt es dem Bösen nicht, für eine sinnvolle Vorausdeutung zu sorgen. Eine durchdachtere Inszenierung hätte zumindest immer mal wieder zumindest Zweifel an den Vorgängen gestreut, eventuell in sich langsam steigernder Weise. Hatte man alles in vorigen Jahrzehnten bereits häufiger bis in die Perfektion betrieben gesehen. Nur in den USA war sowas wohl noch Ende der 70er Jahre noch eine Revolution, eine surrealistische Erzählung zumindest mal zu versuchen.

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