Linda Lovelace – Pornostar

Poster
Originaltitel:
Lovelace
Jahr:
2013
Eingetragen:
26.05.2017
IMDB-Wertung:
6,2/10
TMDB-Wertung:
6/10


Hannes schreibt:

Trotz mittlerweile völliger Durchdringung des gesellschaftlichen Mainstreams mit Pornographie und allem was dazugehört ist und bleibt sie ein Thema verlogener Doppelmoral. Ob nun in der Selbstvermarktung (Sauber-Image) oder der Betrachtung von Außen (Schmuddel-Image). So muss eine Biographie Linda Lovelaces natürlich in zweitere Ecke fallen.

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Zu Hause wird kräftig trainiert…

Man versucht sich insofern an einem formalen Trick, der eventuell Neutralität vorgaukeln soll, dass zuerst ihre Geschichte, wie sie vielleicht von außen hätte wirken können, erzählt wird: Linda (Amanda Seyfried), das naive Mädchen vom Land, heiratet Chuck (Peter Sarsgaard). Die beiden brauchen Geld und so führt Chuck Linda per privaten Heimvideo in die Pornoindustrie ein. Dank ihrer oralen Fähigkeiten und dem Mädchen-von-Nebenan-Image wird Deep Throat zum großen Hit. Linda ist plötzlich gefragter und auf jeder Hollywoodparty gern gesehener Gast.

Klick, sechs Jahre später veröffentlicht Linda ihre Autobiographie, in der sie behauptet, es sei alles ganz anders gewesen. Sie sei mit Gewalt und Drogen gefügig gemacht worden. Als Prostituierte verkauft worden. Usw. usf. Was soweit den Fakten entspricht: Genau dies hat die echte Linda L. in dem zitierten Buch wirklich behauptet.

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…und dann geht's am Set genauso weiter

Diese Sichtweise macht sich Linda Lovelace – Pornostar allerdings einseitig zu eigen, indem er das in der ersten Hälfte gezeigte als Lüge „entlarvt“ und keinen Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der späteren Version lässt. Emotional wirkt die erste Hälfte also nicht etwa als ausbalancierende Alternative, sondern sogar verstärkend, da man sich als betrogener Komplize sehen soll. Wenn es denn nicht die genaue Gegenreaktion beim Zuschauer hervorruft, da man sich manipuliert und verarscht vorkommt.

Denn letztlich werden hier nur wieder alte Clichés und Vorurteile widergekäut. Unabhängig von der Frage, wie es in der wirklichen Wirklichkeit mit Linda L. war (wozu es sehr unterschiedliche Aussagen gibt), werden in dieser fiktiven Erzählung mal wieder Frauen grundsätzlich als Opfer und Männer als Täter hingestellt. Obwohl man sich also vordergründig auf die Seite Lindas stellt, macht man sich tatsächlich nur alte patriachalische Strukturen unreflektiert und unkritisch zu eigen.

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