Die Todeskarten des Dr. Schreck

Poster
Originaltitel:
Dr. Terror's House of Horrors
Jahr:
1965
Eingetragen:
30.05.2021
IMDB-Wertung:
6,7/10
TMDB-Wertung:
6,4/10


Hannes schreibt:

Mit ihren Anthologien im Gruselgenre stiegen Amicus Productions in den 60er und 70er Jahren zu den Hauptkonkurrenten der Hammer Studios auf. Mit Dr. Schreck nahm all das seinen Anfang. Wobei der deutsche Titel treffender ist als der originale, denn ein Haus taucht überhaupt nicht auf. Der Doktor (Peter Cushing in einer schrecklichen Maske) sagt stattdessen einer zufällig zusammengewürfelten Männergruppe in einem Zugabteil mit Hilfe seiner Tarotkarten die Zukunft voraus. Das Schicksal aller: der Tod.

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Fünf kurze Vignetten entspinnen sich also aus der Rahmenhandlung, in denen eine recht sehenswerte Besetzung (u.A. Bernard Lee, Jeremy Kemp, Christopher Lee, Michael Gough und Donald Sutherland) zusammenkommt. Wie es solcherlei Filme so an sich haben leben sie allerdings primär von den zugespitzten Moralgeschichten und diesbezüglich bleibt leider ein uneinheitlicher Eindruck zurück.

Lee und Gough kämpfen mit dem klassischen, an Orlacs Hände erinnernden Motiv der tiefen Schuldgefühle, die sich mörderisch externalisieren, herum. Herumkriechende Körperteile machen aber selten einen wirklich gruseligen Eindruck. Die Voodoo-Geschichte gibt dem alten Hut durch den Musikgesichtspunkt immerhin einen originellen Dreh. Sutherlands Vampirgeschichte lebt praktisch nur von der bösen Schlusswendung. Ausgerechnet die ersten beiden Geschichten (Werwolf und aggressive Pflanze) sind derart vergessenswert, dass sie sich trotz kürzester Laufzeit ziehen. Und dann wartet eben noch die Schlusspointe in der Rahmenhandlung, die man als heutiger Zuschauer natürlich meilenweit kommen sieht.

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Doch kann man letzteres dem Film vorwerfen? Immerhin hat er dies (mit anderen) erst zum Standard erhoben. Man kann kognitiv schon erkennen, warum Dr. Schreck Erfolg hatte seinerzeit und warum er zur Blaupause für viele weitere Filme wurde. Der sorgfältigen Inszenierung mit farblichen Akzentsetzungen (Schreck immer in gespenstischem Grün) und effektreichen Kameraperspektiven kann man nichts anlasten. Aber so richtig mitreißend ist er selbst leider nicht mehr. Er ist gealtert. Eventuell der Fluch des zu großen Erfolges. Spätere Variationen, auch aus dem gleichen Hause, sind mittlerweile vorzuziehen.

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