M - Eine Stadt sucht einen Mörder

Poster
Originaltitel:
M - Eine Stadt sucht einen Mörder
Jahr:
1931
Eingetragen:
14.01.2011
Bearbeitet:
02.06.2012
IMDB-Wertung:
8,3/10
TMDB-Wertung:
8,1/10


Hannes schreibt:

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So leicht ist es, sich das kindliche Vertrauen zu erkaufen
In Berlin geht ein Kindermörder (Peter Lorre) um: Mit den üblichen Lockmitteln (Süßigkeiten, Luftballons) erschleicht er sich ihr Vertrauen und die Eltern warten anschießend vergeblich auf die Heimkehr. Kommissar Lohmann (Otto Wernicke) versucht alles, aber es finden sich keine schnell verwertbaren Hinweise. Währenddessen bricht in der Stadt völlige Paranoia aus: Plötzlich wird jeder verdächtigt, der ein Kind nur anguckt – sofort bilden sich Lynchmobs, die nur noch schwierig unter Kontrolle zu bringen sind.

Der tatsächliche Mörder schickt einen Bekennerbrief an die Presse, wo er auch veröffentlicht wird. Dies führt zu weiteren Unruhen und lächerlichen Auftritten von Wichtigtuern, die sich entweder als Zeugen ausgeben oder aber „psychologische (Über-)Interpretationen“ des Schriftbilds und der Formulierungen des Briefs abgeben. Hierdurch wird letztlich die Zeit der Polizei nur verschwendet, jedoch müssen sie jeder Spur nachgehen. Eine Maßnahme der Polizei sind verstärkte Razzien in der Unterwelt. Hierdurch gehen ihnen „kollateral“ zahlreiche andere Kleingauner ins Netz, nicht jedoch der eigentliche Mörder. Kneipenbesitzer fangen an, sich lautstark über diese Maßnahme, die ihnen die Kunden abspenstig macht, zu beschweren.

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Die Unterweltbosse beraten, wie mit der Situation umzugehen ist
Noch schwerwiegende Auswirkungen bekommen jedoch die Köpfe des organisierten Verbrechens zu spüren: Unter der Leitung von „Schränker“ (Gustaf Gründgens) entschließen sich die Bosse (u.A. Theo Lingen als „Bauernfänger“), selbst nach dem Mörder, der für so viel Unruhe sorgt, zu fanden. Hierzu bedienen sie sich des Netzwerks der Bettler: Diese werden praktisch nicht wahrgenommen, können also unbemerkt die gesamte Stadt überwachen.

Ihr mehr als systematisches Vorgehen führt zum Erfolg: Ein blinder Ballonverkäufer (Georg John) erkennt ihn an seinem charakteristischen Pfeifen wieder und mahlt ihm ein „M“ mit Kreide auf den Mantel. So können weitere Bettler ihn verfolgen und schließlich in die Ecke treiben. Der Mörder versucht sich in einem Geschäftsgebäude zu verstecken, aber Schänker trommelt eine riesige Bande zusammen, die erst in das Haus einbricht und es dann systematisch durchkämmt: Der Mörder ist gefasst. Anstatt ihn der Polizei zu übergeben, veranstalten die Gauner selbst einen Prozess. Der Verteidiger plädiert auf Unzurechnungsfähigkeit, die Ausführungen des Mörders über den „Zwang zu töten“ gehen in die gleiche Richtung. Auf der anderen Seite steht die Angst, er würde nach ein paar Jahren wieder aus einer Anstalt entlassen und alles würde von vorne losgehen.

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Erwischt!
Zum Ende kommt diese inoffizielle Verhandlung jedoch nicht, denn auch die Polizei war nicht untätig. Mittels der Akten entlassener ehemaliger Insassen von Nervenheilanstalten haben sie den Täter identifiziert und die Aktivitäten der Unterweltbande zurückverfolgt. Der Kindermörder wird vor ein „ordentliches“ Gericht gestellt, doch was auch immer das Urteil sein wird: „Das macht die Kinder auch nicht wieder lebendig“.

Spannend: Die Parallelen zwischen der offiziellen Polizei und der inoffiziellen. Letztere geht absolut systematisch, strikt durchorganisiert, höchst effizient, aber auch absolut gnadenlos vor – und hat gegenüber den eigentlichen „Gesetzeshütern“ die Nase vorn. Auch in der „Unterwelt“ gelten Gesetze, die sogar noch strenger sind, als die des Staates. Ob nun gut oder schlecht.

Darüber hinaus ist natürlich die Darstellung der Reaktionen der Bevölkerung auf die gesamte Situation von Interesse: die Panik, die Paranoia, die aufmerksamkeitsgeilen Trittbrettfahrer, generell die ziellose Aufgeregtheit. Insofern kann man M wohl als zeitlos bezeichnen.

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