Das Geheimnis der stählernen Stadt

Poster
Originaltitel:
Tajemství ocelového mesta
Alternativtitel:
Die Stadt aus Stahl
Jahr:
1979
Eingetragen:
16.06.2011
Bearbeitet:
16.11.2013
IMDB-Wertung:
6,4/10
TMDB-Wertung:
5,6/10


Hannes schreibt:

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Klar zu erkennen: Fortuna
Dr. Sarrasin (Martin Ruzek) und Professor Janus (Josef Vinklár), entfernte Verwandte, erben ein Vermögen. Beide nutzen ihren Reichtum, jeweils einen Stadtstaat zu gründen. Diese entwickeln sich jedoch äußerst unterschiedlich: Sarrasins „Fortuna“ ist eine utopische „Zukunftsstadt“, Janus' hat dagegen die „stählerne Stadt“ erbaut - eine Stadt aus Fabriken. Fortunas friedliche Bewohner und insbesondere die Regierung müssen sich allerdings sorgen machen, als die Hinweise darauf, dass Janus einen Angriff plant, um an weitere Rohstoffreserven zu kommen, verdichten. Anscheinend hat er eine besonders tödliche, aber noch geheime Waffe entwickelt.

Die internationale Staatengemeinschaft gibt sich unbesorgt, will dies nicht wahrhaben; die Staaten genießen die Lieferungen billiger Produkte aus der stählernen Stadt. Auch die Medien sehen keine Gefahr. So schickt Sarrasin selbst einen Spion: Der Ingenieur Zodiak (Jaromír Hanzlík) soll Kontakt mit einem in der stählernen Stadt ansässigen Informanten aufnehmen und die Beweise zurückbringen.

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Die stählerne Stadt ist dagegen sehr grau
Das geht allerdings nicht ganz glatt: Der Kontaktmann wurde bereits enttarnt und von der Geheimpolizei ermordet. Stattdessen wartet der Bösewicht Ingenieur Moltke (ebenfalls Jaromír Hanzlík) am Treffpunkt. Dieses Treffen geht tödlich aus - für Moltke. Jetzt muss Zodiak jedoch schnell untertauchen: praktischerweise als Moltke, dessen Doppelgänger er zufällig ist. So bekommt Zodiak Zutritt in die inneren Zirkel von Janus' Regierung, wird schnell in einen militärischen Geheimkomplex eingeladen. Tatsächlich laufen hier die Kriegsvorbereitungen - technisch wie medial...

Jules Verne im kalten Krieg: Trotz einiger struktureller Plattheiten (sehr starke Schwarz/Weiß-Malung bei den beiden Städten) ist dabei vor Allem positiv anzumerken, dass die Identifizierung der beiden damaligen Weltmächte mit den Städten gar nicht mal so eindeutig ist. Die Technokratie, die beide Städte beherrscht, passt vielleicht eher zur UdSSR als den USA. Doch: Welches gesellschaftliche System war denn mehr besessen vom Wirtschaftsprimat und schickte dafür seine Bevölkerung in tödliche Fabriken? Das ist nicht so eindeutig. Und wer war es, der Ende der siebziger Jahr an neuen „ultimativen“ Waffen forschte? Wenige Jahre nach diesem Film war es auf jeden Fall Schauspielerpräsident Ronald Reagan, der die Fertigstellung der ersten Neutronenbomben verkündete.

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Zodiak mischt sich als Moltke unter Janus' Ingenieure
Diese Mehrdeutigkeit hebt Das Geheimnis der stählernen Stadt über den Status der üblichen Propagandafilme, wie auch die recht simple Vorlage, in der „die Deutschen“ die Bösewichte und „die Franzosen“ die friedliebenden Engel sind, hinaus. Statt politischer Propaganda gegen „den Feind“ wird versucht, Werte zu transportieren und in Frage zu stellen. Das gelingt, wenn auch auf teilweise kindlichem Niveau, recht gut: politischer Fanatismus bekommt ebenso sein Fett weg wie wirtschaftliche Blindheit, manipulative und manipulierte Medien und nicht zu vergessen Technikgläubigkeit.

Gerade in letztere Falle geraten auf die „Guten“: Zodiak erkennt zu spät, dass auch er nur manipuliert wurde und somit letztendlich sogar seinen Feinden mit seinem technischen Wissen geholfen hat. Stattdessen liegt die Hoffnung auf Rettung plötzlich in den Händen eines kleinen Jungen (Jan Potmesil); all die Politiker, Spione, Militärs und Techniker sind gescheitert.

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