Kein Mord von der Stange

Poster
Originaltitel:
Looker
Jahr:
1981
Eingetragen:
15.09.2011
Bearbeitet:
26.07.2013
IMDB-Wertung:
6,1/10
TMDB-Wertung:
6/10


Hannes schreibt:

Dr. Larry Roberts (Albert Finney) ist die erste Anlaufstelle für Models der Werbebranche, die minimale Schönheitsoperationen möchten. Einer seiner Patientinnen, Lisa Convey (Terri Welles), wird in ihrem Apartment ermordet. Für die Polizei sieht es jedoch wie ein Unfall aus – sie stürzte von Balkon. Es war jedoch nicht der erste Todesfall unter Roberts' Patientinnen. Die Klientel gerät in Panik: Tina Cassify (Kathryn Witt) will „zurückoperiert“ werden, um nicht ins Visier des Mörders zu kommen. Als sie jedoch letzte Dinge aus ihrer Wohnung holen will, um sich davonzumachen, wartet der sonnenbebrillte Killer (Tim Rossovich) bereits. Roberts wird zum Zeugen, doch für die Polizei (Dorian Harewood) ist gehört er eher zu den Verdächtigen.

Das nächste Opfer könnte Cindy Fairmont (Susan Dey) werden. Roberts nimmt sich ihrer an und ermittelt. Eine heiße Spur führt zur Werbeagentur „Digital Matrix“ und deren Besitzer (Leigh Taylor-Young und James Coburn). Hier wird mit modernster Computertechnik die Attraktivität der Darstellerinnen in Werbespots bewertet und versucht zu optimieren. Selbst nach Operationen hat es jedoch noch kein Model geschafft, „perfekte“ Bewertungen zu erhalten, sobald es sich bewegt. Auch wird hier mit virtuellen Darstellerinnen experimentiert: Echte Menschen werden abgetastet und ihre digitalen Gegenstücke werden dann in Werbespots benutzt.

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Noch nicht perfekt genug!

Natürlich steckt hinter dem Ganzen eine große Verschwörung, wie bei Michael Crichton in dieser Phase üblich. Und es gibt eben Einiges an witziger Technik zu bewundern; so beispielsweise eine „Hypnosepistole”, mit der Menschen zeitweilig und selektiv blind gemacht oder alternativ ganze Zeiträume aus ihrem Gedächtnis gelöscht werden können. Dahinter steckt aber auch wieder immerhin eine ganz gelungene und äußerst bittere Satire: Diesmal geht es um den allgemeinen Schönheitswahn und fragliche Werbetechniken. Die größte Stärke von Crichtons Technikparanoiafilme der 70er Jahre (dazu zählen wir diesen mal noch großzügig hinzu): Sie sind nicht allzu fantastisch; die dargestellte Technik ist zwar futuristisch, aber durchaus vorstellbar. Dies ging ihm später leider weitgehend verloren – man denke nur an Jurassic Park oder Timeline.

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Tiefer Fall

Untermalt werden Anfang und Ende vom vielleicht besten Titelsong aller Zeiten (gesungen von Sue Saad) und zwischendurch gibt es immerhin mindestens drei filmisch hochinteressante Szenen zu sehen: In der ersten muss Roberts sich dem Mörder erwehren, den er nicht sieht, während gleichzeitig auf den Bildschirmen des Elektrolabors von den Bösewichten produzierte Werbespots laufen – und die Grenzen zwischen dem Geschehen auf den Schirmen und im echten Leben verschwimmen plötzlich. Auch gut: eine Autoverfolgungsjagd, in der sich die Kontrahenten mit den erwähnten Pistolen beschießen. Etwas althergebrachter, aber trotzdem spannend dann das finale Katz- und Mausspiel in den Kulissen der Werbespots, bei dem mehrere Personen versehentlich von Querschlägern der nun scharfen Munition getroffen werden.

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Cindy wird digitalisiert

Trotz allen Lobs muss allerdings auch Kritik erlaubt sein. Beim Cut scheint gleich mehrmals etwas schiefgegangen zu sein: Es gibt haufenweise Anschlussfehler, und zwar nicht solche der Marke „die Zigarette verschwindet aus seiner Hand“, sondern es fehlen offensichtlich gleich ganze Szenen. So sitzen die beiden Protagonisten beispielsweise gerade noch gefesselt im Keller des Bösewichts und laufen in der nächsten Szene schon wieder munter und frei herum – ohne Erklärung ihrer Flucht. Ob es nun daran lag oder es weitere Gründe gab: Der Film war ein großer Flop und Crichtons Karriere als Regisseur ging den Bach herunter. Als Autor einiger erfolgreicher Filme und Serien blieb er der Branche allerdings wie bekannt noch bis zu seinem Tod erhalten.

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