Gruft der Vampire

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Originaltitel:
The Vampire Lovers
Jahr:
1970
Eingetragen:
17.06.2010
Bearbeitet:
07.11.2010
IMDB-Wertung:
6,5/10
TMDB-Wertung:
6,4/10


Hannes schreibt:

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Vampirin Carmilla (Ingrid Pitt) hat eine ganz besondere Masche: Sie lässt sich von ihren „Eltern“ vorübergehend bei anderen Familien mit jungen Töchtern einquartieren. Dort ernährt sie sich dann von jenen weiblichen Teenagern, bevor sie wieder spurlos verschwindet.

Es geht also um eine lesbische Vampirin (im 18. Jahrhundert). Das lässt angesichts des Produktionsjahrs und -studios (Hammer) schlimme Kitsch- und Nacktexzesse vermuten. Letzteres stimmt auch gemessen an der Zeit durchaus, wobei das nach heutigen Maßstäben schon wieder recht zahm wirkt. Ansonsten allerdings Entwarnung: Der Film ist überraschend ernst und durchaus auch ernstzunehmen.

Letztlich ist Carmilla eine sehr tragische Figur. Sie ist zu absoluter Einsamkeit verdammt, kann aber aufgrund ihres (scheinbar) geringen Alters kein komplett selbstbestimmtes Leben in dieser Gesellschaft führen. Nicht nur ihr Vampirismus macht sie zu einer Ausgestoßenen. Dieser zwingt sie jedoch dazu, diejenigen langsam umzubringen, die sie liebt. So insbesondere mit Emma (Madeline Smith), die Carmillas Avancen, naiv wie sie ist, nicht einzuordnen weiß und angesichts langsam eintretender Blutarmut langsam dahinhzusiechen beginnt. Diese Szenen haben durchaus eine große Tragik. Trotz einiger sehr grenzwertig unfreiwillig komischen Szenen nimmt man dem Film ab, dass Carmilla Emma wirklich liebt und eigentlich nur das Beste für sie und sich will. Genauso wird klar, dass Carmilla keine romantischen Vorstellungen mit ihrer Ernährungsmethode verbindet – vielmehr betrachtet sie es als Fluch. Auch die Unterschiede in den Vampirangriffen sind sehenswert: Einerseits die beinahe vorsichtige Zärtlichkeit, andererseits die extreme Brutalität, wenn es Carmilla nur darum geht, verzweifelt einen Gegner aus dem Weg zu schaffen.

Problematisch wie gesagt, dass sich der Film sich sehr Nahe an der Kitschgrenze bewegt. Auf welche Seite dieser Grenze man ihn nun einordnet, liegt letztlich im Auge des Betrachters. Dazu kommt, dass die Hauptdarstellerin zwar ihr Bestes versucht, aber sie ist doppelt so alt wie ihre Rolle – und das sieht man auch. Insgesamt ist der Film allerdings durchaus brauchbar besetzt (in einer Nebenrolle ist sogar Peter Cushing zu sehen). So kann man jedoch auf jeden Fall eines sagen: Immerhin ist Gruft der Vampire ein Versuch, dem Carmilla-Stoff ernsthaft filmisch gerecht zu werden. Die offensichtlich lächerlichen Auswüchse folgten dann erst im Nachfolger (Nur Vampire küssen blutig).

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