Der Missionar

Poster
Originaltitel:
The Missionary
Jahr:
1982
Eingetragen:
16.01.2012
IMDB-Wertung:
6,2/10
TMDB-Wertung:
5,6/10


Hannes schreibt:

Nach zehn Jahren Missionsarbeit in den afrikanischen Kolonien kehrt Charles Fortescue (Michael Palin) nach England zurück. Während dieser Zeit hat er sich per Brief mit Deborah Fitzbanks (Phoebe Nicholls) verlobt – als er sie zuletzt gesehen hat, war sie noch ein Kind. Diese „kann es kaum erwarten zu heiraten“, besticht allerdings mit einer völlig kindlichen Naivität und körperlicher Distanz.

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Der Bischof (Denholm Elliott) hat bereits eine neue Aufgabe für Fortescue auserkoren: Er soll eine neue Mission betreuen, diesmal mitten in London, für sogenannte „gefallene Frauen“. Deborah ist dieser Begriff völlig unbekannt und er ist ihr auch nicht klarzumachen, jedoch macht sie sich gleich mit ungebremstem Enthusiasmus daran, dem reichen Adel Bittbriefe für finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. Es meldet sich Lady Isabel Ames (Maggie Smith), Frau eines ultrareichen Lords. Die macht ihre Spenden jedoch von sexuellen Gefälligkeiten Fortescues abhängig.

Ähnliche Überzeugungsarbeit muss Fortescue dann auch bei seinen „verlorenen Schafen“ selbst leisten: Aus Gründen der Glaubwürdigkeit (schließlich reicht es nicht, nur zu behaupten, man verurteile die Prostituierten und ihren Lebensstil nicht grundsätzlich) muss er sich auch mit ihnen „einlassen“, wird mittels dieser Methode jedoch schnell zum beliebtesten Missionar der Hafengegend. Als jedoch Lady Ames hiervon erfährt, entzieht sie der Mission ihr Geld – so müssen die Frauen wieder selbst für den Unterhalt des Hauses „anschaffen gehen“. Und den rivalisierenden Missionaren anderer Kirchen ist Fortescues Erfolg ohnehin ein Dorn im Auge…

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Ein Missionar, der sich erst selbst prostituiert und dann zum Zuhälter wird – puh… unzureichend beißenden Satirestoff kann man dem Missionar nicht unterstellen. Allgemeiner geht es um die Doppelmoral und Ärmlichkeit der „upper class“. Deren Mitglieder bestehen eigentlich ausschließlich aus lebenden Leichen, sich völlig um sich selbst drehende Witzfiguren und zynischen Egoisten.

Neben dieser eher unterschwelligen Satire liegt der Humor in kleiner Absurditäten. So sieht man Fortescue anfangs dabei, wie er versucht, afrikanischen Kindern die Geschichte des europäischen Mittelalters beizubringen. Oder wie der sportbesessene Bischof ihn in einer Turnhalle empfängt. Skurril-menschlich auch die Figur Deborahs, die absolut von allen buchhalterischen Themen besessen ist und die erst dann „erwachsen“ wird, als angesichts eines afrikanischen Phallussymbols ihre vorher nicht vorhandene Sexualität urplötzlich erwacht.

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Doch ganz so gut, wie die Beschreibung es vermuten lassen mag, ist Der Missionar dann doch nicht. Dazu ist der (positive) Humor dann teilweise doch zu „verkopft“: Das Grundthema des prostituierten Missionars ist eine hervorragende Idee, aber mehr auf dem Papier, als im Film selbst. Dazu kommen viele kleine Scherze, die eben nicht ganz so gelungen sind, wie die bisher genannten. Der Butler der Ames beispielsweise – bedeutungsschwanger irrt er völlig orientierungslos durch das Anwesen, jedoch länger, als es nötig gewesen wäre.

Leicht seltsam (evtl. sogar unpassend) dann auch das Ende. Dort wird versucht, allen Figuren eine Art „Happy End“ zu verpassen. Jedoch ging es vorher um die erdrückende Macht gesellschaftlicher Konventionen – und nun dürfen die Sympathieträger doch daraus ausbrechen? Selbst wenn es sie teilweise ihren gesellschaftlichen Status kostet, wird das als positiver Schritt interpretiert, was eigentlich kein besonders runder thematischer Schluss ist.

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