Gefrier-Schocker

Poster
Originaltitel:
Hammer House of Horror
Jahr:
1980
Eingetragen:
28.05.2012
Bearbeitet:
25.10.2020
IMDB-Wertung:
7,7/10
TMDB-Wertung:
7/10


Hannes schreibt:

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Hexe Patricia Quinn terrorisiert Jon Finch
Als Grund für den Niedergang der britischen Hammer-Studios wird meist das sich schnell verändernde Horrorgenre genannt. Hatte das Studio in den 50er Jahren mit ihren hervorragend ausgestatteten und in kräftigen Farben gedrehten Produktionen noch selbst aus den Untiefen des Nischendaseins gehoben, hatten sich seit den späten 60er Jahren zwei scheinbar völlig neue Strömungen entwickelt. Einerseits trieb die ausländische Konkurrenz die Gewaltspirale immer höher. Mit den Vorläufern des sogenannten „Gore“-Genres (beispielsweise Die Nacht der lebenden Toten und Der Exorzist) konnte Hammer aufgrund der in Großbritannien immer noch strengen Zensurvorschriften nicht mithalten. Am anderen Ende des Spektrums machten realistischere, psychologisch motivierte Filme vom Schlag Rosemaries Babys von sich reden. Im Vergleich zu beiden Strömungen wirkten Hammers immer noch größtenteils viktorianisch geprägten Kostümfilme, die vielfach auf die klassischen „Monster“ setzten und Sex & Gewalt eher von implizit zelebrierten, plötzlich überholt.

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Blueck begutachtet den neuesten Zugang seines Privatzoos
So ging es in den 70er Jahren finanziell rapide bergab. Die Braut des Satans, ein eher wirrer Abklatsch des Exorzisten, konnte die Geschicke nicht mehr ändern. Das sich weit weg vom Horrorgenre bewegende Hitchcock-Remake Tödliche Botschaft ebensowenig. So blieb wohl nur noch der Weg in die Untiefen des Fernsehens.

Nach Deutschland kam die dreizehnteilige Serie knapp zehn Jahre nach ihrem Erscheinen unter dem etwas befremdlichen Titel Gefrier-Schocker – im immer noch in den Kinderschuhen steckenden Privatfernsehen.

Jede Folge ist dabei in sich abgeschlossen, es gibt keine Kontinuität. So wird insgesamt eine große thematische und stilistische Bandbreite abgedeckt. Zum besseren wie schlechteren: Hammer House of Horror zeigt nun plötzlich die gesamte Bandbreite des damals modernen, wie auch klassischen Horrors.

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Ein uralter Dämon will die Welt erobern
In Folgen wie Das Haus des Grauens oder Das Vermächtnis des Falkners wird kübelweise Kunstblut verbraucht (und letztere Folge wird dann auch noch mit nicht nur implizitem oder unterdrücktem Sex aufgewertet). Doch genauso findet sich das andere Ende der Genreskala: „realerer“ Horror.

In Alptraum ohne Ende befindet sich Denholm Elliott in einer schier endlosen Schleife ähnlicher, aber doch jedes mal leicht anderer Träume, in denen ihm vorgeworfen wird, seine Frau (Pat Heywood), die tatsächlich noch lebt, ermordet zu haben, während er einer Affäre mit seiner immer anders gestylten Sekretärin (Lucy Gutteridge) nachgeht. Mit ironischer Note, aber trotzdem erschreckend inszeniert. Der generell akzeptierte Höhepunkt der Serie ist jedoch Die Experimente des Mr. Blueck. In dieser Folge tritt Hammer-Veteran Peter Cushing als Inhaber eines Haustiergeschäfts, der seine Vorstellungen des perfekten Gefängnisses mit dem unzähmbarsten aller Tiere umzusetzen versucht: dem Menschen.

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Diana Dors kümmert sich rührend um ihre Monsterfamilie
Dazu gesellen sich dann einige Folgen, die einfach die klassischen Geschichten neu auflegen. Ob nun Werwölfe (Kinder des Vollmonds) oder satanistische Machenschaften (Der Wächter des Höllenschlunds, Der Handlanger des Satans) – durchaus anschaubare, wenn auch bekannte Gruselkost im Kurzformat (gut 50 Minuten pro Folge). Gut verzichten können hätte ich persönlich auf die hunderste Version der alten Geschichte über eine afrikanische Fetischfigur, die von einem Dämonen besessen ist (Charlie Boy).

Und so mag jeder seine Favoriten und auch weniger geliebten Folgen haben. So, wie das nun mal bei solcherlei Serien immer ist. Der Gesamteindruck ist jedoch zweifellos sehr positiv. Und das nicht nur für Fans der alten Filme, sondern auch darüber hinaus!

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