Heavy Metal

Poster
Originaltitel:
Heavy Metal
Jahr:
1981
Eingetragen:
18.06.2012
Bearbeitet:
23.06.2012
IMDB-Wertung:
6,7/10
TMDB-Wertung:
6,5/10


Hannes schreibt:

Eine grün leuchtende Kristallkugel, die nach Eigenaussage die Verkörperung des absoluten Bösen ist, hat nichts Besseres zu tun, als einem kleinen Mädchen mit Episoden aus ihrem Leben Angst einzujagen.

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Die erste Geschichte dreht sich um Harry Canyon (Richard Romanus), der im futuristischen New York Taxi fährt. Eines Tages gabelt er eine Frau (Susan Roman) auf, die von einer Gangsterbande verfolgt wird. Zur Polizei kann er sie nicht bringen, denn die arbeitet nur gegen Barzahlung im Voraus. Der schwabbelige Unterweltboss (Al Waxman) will von ihr die wertvolle Kugel, für die bereits ihr Vater sein Leben lassen musste. Harry organisiert nach einer sexuell aktiven Nacht die Geldübergabe – doch dann ist plötzlich von den Liebesschwüren nichts mehr übrig.

Als nächstes folgt die Geschichte des „geekigen“ Teenagers Dan (John Candy), der durch die Macht der Kugel unversehens auf einen anderen Planeten teleportiert wird. Hier ist er „Den“, ein muskulöser Superheld. Sofort rettet er Katherine (Jackie Burroughs), die ebenfalls von der Erde stammt, vor einem Inca-ähnlichen Kult, der sie zu opfern gedenkt. Dahinter steckt der unverwundbare Revolutionsführer Ard (Martin Lavut), für den Den nun ein magisches Zepter aus dem Palast der Königin (Marilyn Lightstone) besorgen soll. Das gelingt auf Umwegen, doch ihre eigene Habgier wird den machtbesessenen Anführern zum Verhängnis. Den entschließt sich, mit Katherine in dieser weitere Abenteuer verheißenden Welt zu bleiben.

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Captain Sternn (Eugene Levy) steht für zahllose Verbrechen, inklusive diverser Morde und Vergewaltigungen, vor Gericht. Entgegen des Rats seines Anwalts (Joe Flaherty) plädiert er auf „nicht schuldig“, denn er hat ein As im Ärmel: Er hat Hanover Fiste (Rodger Bumpass), eigentlich ein Zeuge der Anklage (John Vernon), bestochen. Doch jener hat kurz zuvor die Kugel (nun in Murmelgröße) aufgelesen, die ihn erst unkontrolliert Anschuldigungen herausbrüllen lässt und ihn schließlich in einen mordlüsternen Hulk-Verschnitt verwandelt. Doch als Sternn, in die Ecke getrieben, ihm die vereinbahrte Geldsumme überreicht, verwandelt er sich zurück – und wird stattdessen von Sternn, der durch das entstandene Chaos dem Arm des Gesetzes wieder mal entkommen konnte, ermordet.

Im zweiten Weltkrieg ist ein B-17-Bomber unter feindlichem Feuer unterwegs. Der Co-Pilot (Don Francks) stellt fest, dass die gesamte Besatzung außer ihm und dem Kapitän (George Touliatos) getroffen und getötet wurde. Die grüne Kugel fliegt ins Flugzeug und die Toten stehen wieder auf. Der Pilot kann sich per Fallschirm retten. Er landet auf einer Insel, die einem Flugzeugfriedhof gleicht – und hier gehen ebenfalls die untoten Crews der anderen Maschinen um.

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Eine grüne Strahlung aus dem All löst bei Menschen Mutationen aus. Während im Pentagon noch diskutiert wird, ob Außerirdische überhaupt existieren, schwebt ein Smiley-Raumschiff bereits über dem Komplex. Gloria (Alice Playten) wird entführt. Während die beiden Piloten (Harold Ramis und Eugene Levy) unter Drogeneinfluss auf ihre Heimatraumbasis zuhalten, verführt ein unscheinbarer Roboter (John Candy) Gloria. Seine Bettperformance ist so überzeugend, dass sie einwilligt, ihn zu heiraten – sofern er mit einer jüdischen Hochzeit einverstanden ist.

Zuletzt zeigt die Kugel, wie sie in einer anderen fernen Welt eine Gruppe Barbaren mutiert und damit zu einer ernsthaften Bedrohung für die Zivilisation gemacht hat. Während der Ratsälteste (Mavor Moore) gerade das Ritual zur Herbeirufung Tarnas, der letzten Kriegerin aus dem Geschlecht der Taarakier, beginnt, wird die Stadt bereits von den Barbaren überrannt, alles niedergebrannt und alle Bewohner ermordet. Die Stadt schützen kann Tarna also nicht mehr. Stattdessen ist es nun ihre Mission, Rache zu nehmen. In der zwielichtigen Kneipengegend einer anderen Stadt findet sich einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Barbarenbande. Dort konfrontiert sie die Bösewichte und kann schließlich sowohl deren Anführer (Vlasta Vrana), als auch die auf riesige Ausmaße angewachsene Kugel zerstören.

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Dies leitet wiederum direkt zur Rahmenhandlung zurück: Dieses Ende der Geschichte hatte die Kristallkugel so nicht erwartet; das Mädchen ist die neue Auserwählte der Taarakier und wird den Kampf gegen das Böse überall fortsetzen.

Man merkt es schon: Ein großer Zusammenhang besteht zwischen den Episoden nicht. Die Kristallkugel ist meist nur schwach in die jeweilige Handlung eingebunden. Das liegt daran, dass die Geschichten vorher bereits in Comicform in der französischen Zeitschrift Métal hurlant, in Deutschland teilweise veröffentlicht unter dem Titel Schwermetall, erschienen sind und dort diese Rahmenhandlung nicht mal bestand.

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Entsprechend weit ist auch die inhaltliche Einordnung der Geschichten gefächert. Vom futuristischen Neo-Noir um Harry Canyon, der ganz in Genretradition immer wieder betont, sich nicht in die Angelegenheiten anderer einmischen zu wollen, aber dann doch zeitweise auf eine Femme Fatal hereinfällt, klassischem Horror (B-17) und Comedy (Gloria) bis hin zu abenteuerlichen Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten. Was eben auch bedeutet, dass der Tonfall sich von Geschichte zu Geschichte grundlegend ändert.

Verbindendes Element, falls man es überhaupt so nennen kann, ist durch die Omnipräsenz das Thema „Sex & Gewalt“. Wenn Körper nicht gerade blutig zerstückelt werden, ziehen sich mindestens überproportionierte junge Frauen aus und bieten meist im gleichen Atemzug den männlichen Helden der jeweiligen Geschichte freien Zugriff auf ihre Reize an. Zumindest abgesehen von Tarna, die solchen Annäherungsversuchen mit schweigsamer Gewalt begegnet; was jedoch dadurch kompensiert wird, dass etwa ein Drittel ihrer Geschichte daraus besteht, dass sie ohnehin völlig nackt herumläuft (bis sie sich dann in ein SM-Outfit wirft) und später, als sie zeitweise in die Fänge der Bösewichte gerät, sich gefesselt unter Peitschenhieben winden darf.

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Also ist die Zielgruppe wohl klar: Männer. Ausschließlich und exklusiv. Die FSK gab den Film „ab 16“ frei, was sich in etwa mit der Einstufung des Comicmagazins deckt (einige Ausgaben davon wurden sogar indiziert). Was jedoch nicht bedeutet, dass die Geschichten nicht ihren Reiz haben. Gerade die angesprochene Vielfalt bringt's – persönliche Favoriten sind die Episoden um Harry Canyon sowie B-17, wobei letzteres gerade durch seine Einfachheit, die an Horrorcomics und -kurzgeschichten der 50er Jahre erinnert, besticht. Etwas sehr dünn geraten ist dagegen Glorias Geschichte. Die besteht eigentlich nur aus einer darüber hinaus auch noch recht schwachen Pointe („jüdische Hochzeit“), die zusätzlich dadurch verdorben wird, dass zwei Szenen falsch geschnitten sind: Erst verlassen Gloria und der Roboter das Raumschiff und betreten die Raumstation, erst danach kommt das Raumschiff überhaupt dort an. So verpufft die „Pointe“ gefühlt mitten in der Geschichte.

Gleichzeitig ist die Vielfalt aber natürlich auch die große Schwäche des Films. Das hat zwei Gründe. Erstens gilt auch der Umkehrschluss der Erkenntnis, dass für Jeden etwas dabei ist: Es ist eben auch für Jeden etwas dabei, was er nicht gesteigert mögen wird. Zweitens folgen die Geschichten in einer hohen Frequenz aufeinander, so dass keine sonderlich tiefgründig ausgefeilt ist. Eben ganz, wie es in früheren Zeiten in Comicmagazinen üblich war: Viele kurze Geschichten mit einfacher Moral und häufig auf eine Schlusspointe oder -wendung zugespitzt. Für Fans, die die teilweise in den brachialeren Episoden unterschwellig vorhandene Ironie sehen.

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