Das Geheimnis des Zauberschwertes

Poster
Originaltitel:
The Secret of the Sword
Jahr:
1985
Eingetragen:
22.06.2012
Bearbeitet:
03.05.2013
IMDB-Wertung:
7,3/10
TMDB-Wertung:
6,4/10


Hannes schreibt:

Auf dem Höhepunkt des Erfolges der Masters of the Universe-Spielzeugreihe schickte sich Hersteller Mattel an, nun auch die zweite Hälfte der damaligen Kindergeneration als Kunden zu gewinnen: She-Ra und ihre Mitstreiterrinnen hatten als „Actionfiguren“ zwar mehr gemein mit Barbie (Haare zum kämmen…), als mit Muskelmann He-Man, sollten aber ebenfalls mit einer in einem TV-Cartoon erzählten Fantasy-Handlung unterfüttert werden. Um die neue Spielzeugreihe noch bekannter zu machen, wurden die ersten fünf Folgen der Serie zu einem „Spielfilm“ zusammengeschnitten und in die Kinos gebracht.

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Die Rebellen sind ein ziemlich mickriger Haufen
Die Handlung beginnt allerdings erstmal auf dem aus der Masters-Reihe bekannten Planeten Eternia. Hier herrscht der gerechte König Randor (Lou Scheimer) und seine Frau Königin Marlena (Linda Gary). Aufrecht erhalten wird ihre Herrschaft unter anderem durch den Helden He-Man (John Erwin), der dank seines Zauberschwertes über Superkräfte verfügt. Tatsächlich steckt hinter He-Man der faule und schwächliche Prinz Adam, wovon seine Eltern jedoch nichts wissen. Die Zauberkraft, die Adam in He-Man verwandelt, geht von der mystischen Burg Grayskull aus, wo eine Zauberin (Linda Gary) lebt.

Jene Zauberin plagen seit einiger Zeit Albträume. Eines Nachts erwacht sie und findet ein zweites Zauberschwert, dem He-Mans sehr ähnlich, neben ihrem Bett schweben. Das Schwert weist den Weg zu einem magischen Portal, das He-Man kurzerhand mit beiden Schwertern in der Hand durchschreitet. Er findet sich auf dem Planeten Etheria wieder. Hier herrscht die Wilde Horde, angeführt von Hordak (George DiCenzo). Nur eine kleine Gruppe Rebellen unter der Führung Prinzessin Glimmers (Linda Gary) leistet Widerstand.

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Die Horde-Truppe um Captain Adora macht kurzen Prozess mit ihnen
Der offensichtlichen Unterdrückung der geknechteten Bevölkerung durch die Horde kann He-Man nicht zusehen. Doch die Zustände sind hier anders, als in seiner Heimatwelt Eternia: Die Horde verfügt über schier unbegrenzte Ressourcen und eine stehende Armee. He-Man gerät nach einem Kampf in Gefangenschaft. So trifft er auf Adora (Melendy Britt), eine Offizierin in der Horde-Armee. Sie ist die Adoptivtochter Hordaks, doch He-Man erkennt, dass sie im Gegensatz zum Rest der Horde nicht tatsächlich böse, sondern nur fehlgeleitet ist: Sie denkt die Horde seien die „Guten“ und die Rebellen die „Bösen“ (womit sie streng genommen nicht unrecht hat – die Horde stellt ja tatsächlich die legitime Regierungsgewalt auf Etheria dar; allerdings hat Adora wohl das Wort „evil“ (böse) in „Evil Horde“, dem Originalnamen der Gruppierung übersehen).

Schließlich kann He-Man Adora überzeugen, dass die Mitglieder der Horde die wirklichen Unterdrücker sind. Adora ist diejenige, die vom Schicksal auserkohren ist, das zweite Schwert zu tragen, denn sie ist Adams Zwillingsschwester, die als Baby aus dem königlichen Palast Eternias entführt wurde. Die Zauberkraft des Schwerts verwandelt sie in She-Ra und anstatt in ihre ursprüngliche Heimat Eternia zurückzukehren, schließt sie sich den Rebellen an, um für die Freiheit dieser Welt zu kämpfen. Dank She-Ra kommt es zu ersten Erfolgen, doch die Macht der Horde bleibt vorerst bestehen – ein solches Imperium besiegt man nicht in einer einzigen Schlacht.

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He-Man in den Fängen Hordaks
Einiges ist dramaturgisch und vermarktungstechnisch schon gut gemacht. Erstmal die bekannten und beliebten Charaktere der alten Masters-Reihe zu benutzen, um ihre hauptsächlich weiblichen Gegenstücke einzuführen, gehört zu den schlaueren Ideen. Dadurch werden etablierte Charaktereigenschaften einfach auf neue Charaktere projiziert. Und meist sind diese Entsprechungen auch, der kindlichen Zielgruppe angemessen, sehr offensichtlich: She-Ra entspricht He-Man, Einhorn Swiftwind (Lou Scheimer) entspricht Battle Cat (Alan Oppenheimer), Hordak entspricht Skeletor (Alan Oppenheimer), Shadow Weaver (Linda Gary) entspricht Evil Lyn (Linda Gary), Madame Razz (Melendy Britt) entspricht Orko (Lou Scheimer) usw. Man baut also aufs Bewährte.

Ansonsten erwartet einen natürlich, da es ja eigentlich der Beginn einer längeren Serie ist, eine Menge Exposition: Die Fähigkeit She-Ras, ihr Schwert in andere Utensilien zu verwandeln, ist beispielsweise ein reines Gimmick, das im Rahmen dieses Films eigentlich keine entscheidende Rolle spielt. Ebenso gibt es natürlich keine tatsächlich durchgängige Dramaturgie: Im 20-Minuten-Takt beginnen neue kleine Untergeschichten; es wird zu viel zwischen Eternia und Etheria hin- und hergereist; das hätte man bei einer dedizierten Filmproduktion sicherlich anders und besser gemacht.

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She-Ra eilt zur Rettung herbei
Auch die Produktionsqualität erreicht kaum Kinomaßstäbe. Wie schon im He-Man-Cartoon lebte auch She-Ra von der gnadenlosen Wiederverwertung immer wieder der gleichen kleinen Animationen. Pro Folge gab es mindestens eine, wenn nicht mehrere Verwandlungsszenen (Adam in He-Man / Adora in She-Ra). He-Man schlug immer wieder mit seiner Faust „in die Kamera“. Die Laufanimationen waren immer die gleichen. Von den zahlreichen Fahrzeugen der Spielzeugreihe tauchten nur wenige überhaupt im Cartoon auf, so dass man auch für längere Reisen immer wieder die gleichen Animationen verwenden konnte. Das Geheimnis des Zauberschwerts wirkt nach dem Konsum von über 100 Folgen He-Man dagegen zwar geradezu frisch, aber eben nur, weil man die „neuen Standardanimationen“ noch nicht kennt: Die Wiederverwertungsmethode wurde auch hierfür nicht angetastet. Man darf sich nichts vormachen: Dies ist Zweitverwertung von unter Zeitdruck produziertem Fernsehmaterial.

Als kleine Schnupperprobe in den umfangreichen She-Ra-Cartoon kann man Das Geheimnis des Zauberschwerts trotzdem empfehlen. Tonfall, Charaktere und ihre Beziehungen untereinander sind so gehalten, dass sie auch Jungen nicht abschrecken. Und für die deutschen Fans gibt es ein ganz besonderes Geschenk: Im Gegensatz zum Cartoon synchronisiert hier Norbert Langer, der He-Man der hierzulande seinerzeit beliebten Hörspiele, die männliche Hauptrolle.

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