Sherlock: Die Hunde von Baskerville

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Originaltitel:
Sherlock: The Hounds of Baskerville
Jahr:
2012
Eingetragen:
07.07.2012
Bearbeitet:
25.10.2020
IMDB-Wertung:
8,4/10
TMDB-Wertung:
8,5/10


Hannes schreibt:

Der Fluch der deutschen Übersetzung… Arthur Conan Doyles Roman The Hound of the Baskervilles wurde in fast allen solchen zu Der Hund von Baskerville. Pedanten stöhnten per Reflex, dass Baskerville schließlich ein Familien-, kein Ortsname sei. Und nun… schließt sich ein englischer Titel der deutschen Fehlinterpretation an?

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So lockt man Touristen an

So scheint es zumindest, da es diesen modernen Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und seinen Gefährten Dr. Watson (Martin Freeman) in die englische Provinz in ein Dorf eben jenes Namens verschlägt. Ihr Auftraggeber ist ein gewisser Henry Knight (Russell Tovey), der bereits als Kind mitansehen musste, wie sein Vater von einem riesenhaften Hund mit rotleuchtenden Augen zerfleischt wurde. Um diesen Vorfall hat sich eine Legende gerankt, die immerhin für einen bescheidenen Zustrom an sensationsgierigen Touristen sorgt. Henry steht jedoch kurz vor dem endgültigen Nervenzusammenbruch, da er sich immer noch von dem Hund verfolgt sieht. Alles Einbildung, sagt seine Therapeutin Dr. Mortimer (Sasha Behar).

Holmes ist davon überzeugt, dass es eine weltliche Erklärung für die Erscheinungen geben muss. Diese sucht er in der nahegelegenen militärischen Forschungsbasis. Mit einem von seinem Bruder (Mark Gatiss) gestohlenen Ausweis verschafft er sich Zutritt zu der Hochsicherheitsanlage. Tatsächlich führen unter der Ägide Major Barrymores (Simon Paisley Day) die Doktoren Stapleton (Amelia Bullmore) und Frankland (Clive Mantle) hier genetische Experimente durch. Haben sie einen mordlüsternen Monsterhund geschaffen?

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Das muss doch Einbildung sein!

Die Baskerville-Geschichte (in welcher Bedeutung auch immer) ist natürlich Pflicht für jede Sherlock-Holmes-Reihe. Bei der Legende eines Monsterhundes, ein paar letztlich bedeutungslosen Szenen (z.B. den „Morsezeichen“, die Watson im Moor sieht) und einige Rollennamen hört der Bezug zur Vorlage jedoch auf. Was die Autoren sicherlich vor eine schwierige Entscheidung gestellt hat: Wenn man denn schon eine Figur namens „Stapleton“ einbaut, muss diese dann nicht eigentlich auch die Hauptverantwortliche für die Todesfälle sein? Beides ist letztlich schlecht für den Zuschauer: Stapleton als Täterin wäre allzu offensichtlich; Stapleton nicht als Täterin grenzte dafür an unseriöser Irreführung.

Und auch das Mysterium der „Reimportierten“ deutschen Übersetzung will nicht so richtig greifen, denn diese neue Geschichte ist unübersetzbar aufgesetzt. Der Unterschied des altertümlichen Wortes „hound“ gegenüber dem modernen „dog“, der im Laufe der Handlung relevant wird, existiert im Deutschen nicht. Ebenso ist es nicht so einfach, Unterschiede zwischen amerikanischem und britischem Englisch als Indiz adäquat rüberzubringen. Der Fluch der Synchronisation.

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Stammt der Hund aus diesem militärisch-klinischen Umfeld?

Trotz Allem kann man sich den Film natürlich sehr gut anschauen. Die Geschichte ist unterhaltsam – dass Holmes zwischendurch sogar mal Selbstzweifel befallen, nachdem er bei einem nächtlichen Ausflug den Hund selbst zu Gesicht bekommen hat, wertet sie figurentechnisch deutlich auf. Mit dem hervorragenden Vorgängerfilm (Ein Skandal in Belgravia) kann er qualitativ allerdings nicht mal ansatzweise mithalten. „Baskerville“ ist eben mittlerweile eher lästige Pflicht, als kreative Freiheit.

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