Sherlock: Der Reichenbachfall

Poster
Originaltitel:
Sherlock: The Reichenbach Fall
Jahr:
2012
Eingetragen:
07.07.2012
Bearbeitet:
25.10.2020
IMDB-Wertung:
9,6/10
TMDB-Wertung:
8,5/10


Hannes schreibt:

Durch Dr. Watsons (Martin Freeman) „Blogging“ über die Fälle Sherlock Holmes' (Benedict Cumberbatch) wird dieser langsam zum gefeierten Medienheld – sehr zu dessen Unwillen. Doch da betritt sein Erzfeind Moriarty (Andrew Scott) wieder die Bühne: In einer spektakulären Aktion knackt er die Sicherheitssysteme des Towers, der Bank of England und des Pentonville-Gefängnisses, lässt sich verhaften und wird trotz offensichtlicher Beweislast und völlig fehlender Verteidigungsbemühungen von den Geschworenen (die er erpresst) freigesprochen.

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Wieder ein Fall gelöst – die Presse liebt Sherlock Holmes

Sein eigentliches Ziel: Er will seinen Rivalen Sherlock Holmes endgültig „besiegen“. Zu diesem Zweck versucht er ihn vor der Öffentlichkeit zu diskreditieren: Schon bei der Gerichtsverhandlung war Holmes im Zeugenstand nicht gerade sympathisch rübergekommen. Nun manipuliert Moriarty ein paar Fälle so, dass der Verdacht entsteht, Egomane Holmes hätte die Verbrechen vielleicht selbst begangen, um sie anschließend „aufklären“ zu können und so als großer Held dazustehen. In der Klatschpresse (Katherine Parkinson) findet er damit den passenden Nährboden, bis sich auch Scotland Yard schließlich gezwungen sieht, die Anschuldigungen zu untersuchen…

Tja… leider geht es steil bergab mit „Sherlock“. Immer mehr gewinnt man den Eindruck, dass die Reihe völlig überhastet von einem bekannten Höhepunkt der Originalgeschichten zum nächsten hetzt. In den letzten drei Filmen erste Irene Adler, dann Baskerville und nun der Reichenbachfall. Das ist zu komprimiert, zu intensiv – der eine oder andere „normale“ Fall zwischendurch wäre mittlerweile eine willkommene Verschnaufpause.

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Doch schon bald wendet sich die Justiz gegen ihn

Dazu kommt, dass die Figur des „Jim“ Moriarty in dieser Filmreihe einfach nicht interessant ist. Er soll als „genialer Erzfeind“ wirken, kommt aber nur als Psychopath rüber, von dessen angeblichen Fähigkeiten man schließlich nichts sieht (hier setzt er ein paar Geschworene unter Druck und bezahlt ein paar andere – na und?). Der Versuch, ihn als düsteres Spiegelbild Sherlock Holmes' aufzubauen, misslingt völlig, da Moriarty niemals besondere Geistesfähigkeiten zeigt und auch überhaupt nicht kühl berechnend, sondern eben durchgedreht wirkt.

Zuguterletzt ist auch das Drehbuch selbst schwach. Zu melodramatisch (der peinliche inszenierte, falsche Selbstmord) und vor Allem ist der Großteil der Handlung völlig unnötig: Am Ende zählt ausschließlich, dass Moriarty Killer angeheuert hat, mit denen er droht Holmes' beste Freunde ermorden zu lassen. Diese triviale Handlung alleine hätte zum gleichen Ergebnis und überzogenen Showdown geführt, ganz ohne das blöde Hin und Her mit dem angeblichen „Generalschlüssel für sämtliche Computersysteme“. Da fühlt man sich als Zuschauer doch sehr veralbert. Falls die Reihe fortgesetzt wird (wovon angesichts des Erfolgs auszugehen ist), kann man nur hoffen, dass die Autoren mal ein oder zwei Gänge zurückschalten.

Kommentare

HerrBlubber (16.11.2013 23:38)

Jedem sei seine Meinung vergönnt und die Möglichkeit Andere daran teilhaben zu lassen - aber bitte begründet!
Ich persönlich kann nur vehement die angebliche Vorhersebarkeit und Oberflächlichkeit der letzten Folge bestreiten. Wer ist davon ausgegangen, dass Moriarty Selbstmord begegnen würde? Wer konnte seine Absichten erkennen? Ich nicht und ich schätze mich als Person ein, die durchaus in der Lage ist, einen Handlungsverlauf vorherzusehen, sollte denn die Möglichkeit dazu gegeben sein. Ich bin der festen Überzeugung, dass in Sherlock Jenes nicht der Fall gewesen ist.
Und nebenbei bemerkt, sollte Moriarty als Geisteskranker Psychopath erscheinen, er stellt seinen geistigen Zustand in der Serie selbst als wahnsinnig dar. Nichtsdestotrotz verkörpert er einen genialen Kopf, oder wärest du in der Lage, einen solchen Plan auszuarbeiten und fehlerfrei durchzuführen? Wohl kaum.
Schlussendlich läuft alles darauf hinaus, dass die in der Rezension vertretene Meinung nichts weiter ist, als ein Spiegelbild persönlicher, unbegründeter Abneigung gegenüber der Serie.

Hannes (17.11.2013 10:01)

Hallo HerrBlubber, vielen Dank für deinen Kommentar! Von Vorhersagbarkeit habe ich ja nichts gesagt in der Kritik. Im Gegenteil, es sind die wilden Wendungen, die wohl aufregend sein sollen, aber meines Erachtens übers Ziel hinausschießen, die ich in dieser Intensität einfach nicht mehr für vertretbar halte.

Vor allem, da eben das gesamte Vorgeplänkel bis zu der Drohung gegen Holmes' Umfeld schließlich völlig unnötig war. Die Handlung hätte ebensogut direkt damit einsetzen können und es hätte effektiv keinen Unterschied gemacht. Wenn jedoch eine ganze Stunde für den Ausgang letztlich funktionslos ist, ist dies ein Zeichen nicht ausgereifter Handlungskonstruktion. Denk mal drüber nach, ob das nicht die von dir gesuchte Begründung sein könnte.

Zum Thema „Abneigung gegen die Serie“ seien dir meine an dieser Stelle nachzulesenden Kommentare zu den anderen Folgen der Reihe ans Herz gelegt.


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