Rendezvous mit einer Leiche

Poster
Originaltitel:
Appointment with Death
Jahr:
1988
Eingetragen:
11.07.2012
IMDB-Wertung:
6,2/10
TMDB-Wertung:
6/10


Hannes schreibt:

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Testament im Feuer
Kurz vor seinem Tod hat Elmer Boynton sein Testament geändert: Seine zweite Frau Emily (Piper Laurie) ist darin nicht mehr als Alleinerbin eingesetzt, sondern die gemeinsame Tochter Ginevra (Amber Bezer) sowie Elmers Kinder aus erster Ehe – Lennox (Nicholas Guest), Carol (Valerie Richards) und Raymond (John Terlesky) – sollen jeweils gleiche Anteile seines Vermögens erhalten. Damit kann sich Emily nicht abfinden; sie veranlasst den Anwalt Jefferson Cope (David Soul), dieses neue Testament stillschweigend zu vernichten.

Die jungen Boyntons, allesamt bereits erwachsen, sind zwar entsetzt über dieses nun verkündete einseitige Testament, haben jedoch keine Handhabe: Finanziell sind sie damit auf ihre Stiefmutter angewiesen. Diese verordnet der gesamten Familie eine Reise erst quer durch Europa und abschließend in den nahen Osten. Ebenfalls mit dabei ist natürlich Lennox' Ehefrau Nadine (Carrie Fisher) sowie „zufällig“ Jefferson Cope (der eine Affäre mit Nadine hat). Ebenfalls in den arabischen Gefilden unterwegs sind Lady Westholme (Lauren Bacall), die amerikanische Ehefrau eines englischen Lords, deren Sekretärin Miss Quinton (Hayley Mills), die junge englische Ärztin Sarah King (Jenny Seagrove) und natürlich Meisterdetektiv Hercule Poirot (Peter Ustinov).

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Poirot beobachtet Emily Boyntons Machtspiele genau
Letzterer muss beobachten wie Emily Boynton ihr Umfeld aus reinem Spaß an der Freude terrorisiert. Lennox' Ehe geht daran langsam zu Bruch, die vorsichtigen Annäherungsversuche zwischen Raymond und Sarah King werden im Keim erstickt – schließlich darf niemand ihrem Machtbereich entkommen. Bei der Besichtigung einer Ausgrabungsstätte geschieht dann jedoch das Unerwartete: Emily schickt alle auf einen Ausflug davon, sie wolle allein sein. Die unerwartete „Freizeit“ wird sehr unterschiedlich genutzt, schnell verstreut man sich in alle Winde. Als man sich jedoch wieder zusammenfindet, ist Emily tot; ermordet durch die Injektion einer Überdosis ihrer eigenen Medizin. Colonel Carbury (John Gielgud), der für die öffentliche Ordnung zuständig ist, bittet Poirot um Unterstützung.

Die Struktur ist somit die aus den vorhergegangenen Poirot-Filmen bekannte: Nach dem Mord folgt die übliche Verhörorgie, die filmisch in Form von Rückblenden (aber, Vorsicht, natürlich subjektiven und eventuell gelogenen) umgesetzt werden. Was jedoch nicht mehr ganz so gut gelingt, ist die perfektionistische Dynamik, die beispielsweise Tod auf dem Nil innewohnte. Nur noch selten bekommt man solchen feinen Humor wie diese zu sehen (aus einer Befragung):

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Verschüttetes Gift
Poirot: „Wann haben Sie mit [dem Mordopfer] gesprochen?“
Verdächtiger: „So gegen halb fünf.“
Poirot (interessiert): „Ah, halb fünf, also als sie bereits tot war…“

Auch muss man bei der Besetzung leichte Abstriche machen. Sicher, einige Darsteller kennt man immer noch, aber das große Staraufgebot ist es nicht mehr. Bekanntheit hin oder her, leider ist es jedoch auch so, dass sich zumindest die amerikanischen Darsteller (die ja die deutliche Mehrheit ausmachen) in ihren Kostümen eher unwohl fühlen zu scheinen. Positiv zu nennen ist dagegen Jenny Seagrove, die sehr natürlich agiert, während Lauren Bacall routiniert als überbritische Nicht-Britin für Humor sorgt. Routinier Gielgud ist dagegen in seinem Miniauftritt völlig verschwendet.

Grundlegend unterhaltsam ist die Sache trotz Allem noch. Ein deutlicher Abwärtstrend ist jedoch erkennbar. Der Film floppte und blieb damit der letzte Auftritt Ustinovs als Agatha Christies Meisterdetektiv.

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