Mord mit verteilten Rollen

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Originaltitel:
Dead Man's Folly
Jahr:
1986
Eingetragen:
15.07.2012
IMDB-Wertung:
6,4/10
TMDB-Wertung:
6/10


Hannes schreibt:

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Hattie behandelt das Personal von oben herab
Kriminalschriftstellerin Ariadne Oliver (Jean Stapleton) inszeniert im Rahmen eines großen Volksfestes eine Mördersuche auf einem Landhaus. Stolz zieht sie Meisterdetektiv Hercule Poirot (Peter Ustinov) und Hastings (Jonathan Cecil) hinzu. Das Haus gehört Sir George Stubbs (Tim Pigott-Smith), der es vor einiger Zeit gemeinsam mit seiner jungen Frau Hattie (Nicollette Sheridan) erstanden hat. Amy Folliat (Constance Cummings), der ehemaligen Hausherrin, die das Anwesen aus finanziellen Gründen abgeben musste, hat er erlaubt, sich im Gartenhaus niederzulassen.

Poirot fällt gleich das seltsame Verhalten Hatties auf. Verträumt und abwesend stolziert sie durch das Anwesen. Nur ein besonderer Brief kann sie aus dem Tritt bringen: Eddie South (Jeff Yagher), ein Bekannter aus ihrer Jugendzeit, kündigt seinen Besuch an. Hattie lässt eine Bemerkung fallen, Eddie sei „böse“, habe eventuell bereits Menschenleben auf dem Gewissen.

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Das Opfer: Nicht die jugoslawische Frau eines Atomwissenschaftlers, sondern nur ein Mädchen aus der englischen Provinz
Dann kommt der Tag Mrs. Olivers Mördersuche. Während Poirot und Hastings den künstlich gelegten Hinweisen des aufgesetzten Kriminalfalls folgen, geschieht das unerwartete: Marlene Tucker (Pippa Hinchley), die das Mordopfer spielen sollte, liegt tatsächlich erwürgt im Bootshaus! Und, wie sich herausstellt, ist auch Hattie spurlos verschwunden. Wer und was steckt dahinter?

Ja, es geht doch! Trotz darstellerischen und ausstattungstechnischem Fernsehniveau ist Mord mit verteilten Rollen durchgehend höchst unterhaltsam. Das liegt vor Allem an der intelligenten Beschränkung auf einen kleinen, aber ausgestalteten Handlungsort. Alles spielt sich in und um das eine Haus ab, wobei es trotzdem immer wieder neue Ecken zu begutachten gibt, so dass die Inszenierung trotzdem niemals statisch wird.

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Hastings hat seine ganz eigene Theorie entwickelt
Ebenso inhaltlich: Es passiert immer etwas. Ob nun am Anfang, wo sich schnell alles um Hattie dreht, im Mittelteil, der Mrs. Olivers Vorbereitungen und der Durchführung ihres Spiels gewidmet ist oder dem letzten Drittel, bei dem Poirots Ermittlungen im Zentrum stehen – und all das wird jeweils überlagert mit all den kleinen Geschichten, die noch die sonstigen Personen so bieten. Ob nun die kleinen Affären und Eifersüchteleien oder der anscheinend permanent schwelende Dauerkonflikt mit der angrenzenden Jugendherberbe: Nichts davon ist aufgesetzt, es ergibt sich auf natürliche Weise, und bekommt im Rahmen des Kriminalfalls eine Bedeutung.

Etwas zu weit geht es einzig und allein vielleicht mit der Figur des Eddie South. Ihn zu einem nach New-Romantic-Stil aufgemachten Popsänger zu machen ist nicht nur etwas zu viel des Guten, sondern auch vollkommen unnötig. Doch so wenig effektive Zeit, die er im Bild verbringt, macht das dann auch nichts.

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