Hangover Square

Poster
Originaltitel:
Hangover Square
Jahr:
1945
Eingetragen:
20.07.2012
IMDB-Wertung:
7,4/10
TMDB-Wertung:
6,8/10


Hannes schreibt:

Komponist George Harvey Bone (Laird Cregar) kommt mit seiner Symphonie nicht voran. Viel Zeit geht ihm in Phasen verloren, an die er einfach keine Erinnerung hat. Blut an seiner Kleidung lässt ihn Schlimmes befürchten, da gerade ein brutaler Serienmörder gesucht wird. Dr. Allan Middleton (George Sanders) von Scotland Yard beruhigt ihn jedoch: Es gebe keine Hinweise darauf, dass er verantwortlich sei. Der Arzt führt die Gedächtnislücken auf Überarbeitung zurück und empfiehlt Entspannung.

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Die sucht George in einer Hafenkneipe. Dort tritt die Sängerin Netta Longdon (Linda Darnell) auf. Sie und ihr Freund Mickey (Michael Dyne) erkennen sofort Georges Potential für sich selbst: Eine spontane Klimperei des Komponisten unter Alkoholeinfluss können die beiden zwielichtigen Gestalten zu Geld machen. Netta schmeißt sich deshalb nun an George ran, schielt dabei jedoch auf ein Engagement des Theaterproduzenten Eddie Carstairs (Glenn Langan). Der vor Liebe erblindete George versorgt seine Herzensdame mit weiteren Kompositionen – schließlich „schenkt“ er ihr sogar Teile seiner Symphonie zum eigenen Gebrauch.

Daraufhin lässt Netta ihn jedoch fallen, da er für sie seinen Nutzen erbracht hat. Sie ist nun mit Carstairs verlobt, den sie für ihren nächsten Karriereschritt für entscheidender hält. Als George das erkennt, erwürgt er Netta im Affekt und nutzt die Guy-Fawkes-Nacht, um die Leiche auf einem der Scheiterhaufen loszuwerden. Die Polizei verdächtigt ihn zwar aufgrund des verbrieften Streits, jedoch verhält sich George zweifellos wie ein Unschuldiger – schließlich kann er sich selbst nicht mehr an den Abend erinnern.

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Am Abend der Premiere seiner nun endlich fertiggestellten Symphonie will ihn Middleton jedoch schließlich verhaften. George schlägt den Polizeibeamten nieder und begibt sich in den Konzertsaal: Zumindest ein einziges Mal will er sein komplettes Werk von einem Orchester gespielt hören. Als es zu weiteren Handgreiflichkeiten kommt und Feuer ausbricht, bleibt George an seinem Flügel sitzen: Während das Theater um ihn herum in Flammen aufgeht, spielt er seelenruhig weiter.

Außer der grundlegenden Thematik ist von dem gleichnamigen Roman nichts übrig geblieben: Die Handlung ist in die Vergangenheit gelegt, die Identitäten der Hauptpersonen geändert und der Titel passt eigentlich auch überhaupt nicht mehr, da Alkoholismus überhaupt nicht mehr relevant für den Handlungsfortgang ist. Doch Werktreue ist nun mal nicht das sklavische Festhalten an allen Details, sondern vielmehr Motivtreue – und zumindest was eben das zentralste Motiv des Romans angeht, kann der Film punkten.

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Wie auch im gleichalten Straße der Versuchung wird ein Künstler von einer gutaussenden, jungen und vor Allem kühl berechnenden Frau ausgenutzt. In beiden Filmen entlädt sich der Frust des gesetzten Herren schließlich, als ihnen ihre eigene Armseligkeit klar wird, mörderisch. Und das Leben beider ist schließlich damit zerstört, da sie mit ihrer Schuld nicht leben können.

Hangover Square hebt sich jedoch noch durch das Element der Amnesie hervor. Dies hätte man thematisch jedoch schon durch eine winzige Änderung der Handlung viel besser einbetten können: Hätte George den Polizeiarzt nicht nur niedergeschlagen und eingesperrt, sondern umgebracht, dann wäre dies sein erster Mord bei vollem Bewusstsein gewesen. Anders als zuvor hätte er also selbst tatsächlich berechnend und egoistisch gehandelt. Das wäre eine neue Qualität der Schuld gewesen, die einem ohnehin schon (positiv) melodramatisch überspitzten Ende die Krone aufgesetzt hätte. Wobei man andererseits eingestehen muss, dass vor dem Ende das Geschehen zwar gut, aber nicht sehr gut ist.

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