Dexter

Poster
Originaltitel:
Dexter
Jahr:
2006
Eingetragen:
22.07.2012
Bearbeitet:
25.10.2020
IMDB-Wertung:
8,6/10
TMDB-Wertung:
8,2/10


Hannes schreibt:

Dexter (Michael C. Hall) ist bei der Polizei dafür zuständig, Blutspritzer an Mordtatorten zu analysieren und daraus irgendwelche Schlüsse über Tathergang und -umstände zu ziehen. Was niemand weiß: In seiner Freizeit ist er selbst Mörder. Selbst seine Kollegin und Adoptivschwester Debra (Jennifer Carpenter) ahnt nichts. Nur sein mittlerweile verstorbener Pflegevater Harry (James Remar) wusste Bescheid; als er bereits in früher Kinderzeit erkannt hatte, dass Dexter „anders“ ist, hat er ihn dazu erzogen, nach einem strengem Moralkodex vorzugehen: Dexter meint, dem Gesetz entkommene Verbrecher zu bestrafen.

Die Serie wurde und wird mit Preisen überhäuft, dafür, so „anders“ zu sein immer wieder in den Himmel gelobt. Was steckt bloß dahinter? Inhaltlich ist Dexter „anders“, weil der Protagonist ein Mörder ist. Sogar ein Mörder, der seine Taten nicht bereut; im Gegenteil! Stilistisch ist Dexter „anders“, weil die Serie immer wieder mit der Faszination des Ekels spielt. Die folgenden Ausführungen beziehen sich nur auf die erste (von mittlerweile sechs) Staffeln.

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Offizielle Arbeit

Die Dramaturgie der Serie steht und fällt mit der zentralen Figur Dexters. Diese ist tatsächlich erstmal im Pilotfilm interessant angelegt: Er hält soziale Verbindungen ausschließlich aufgrund des äußeren Scheins aufrecht; entsprechend hat er, der äußerlich sehr attraktive junge Mann, sich beispielsweise eine Freundin (Julie Benz) auserkohren, die von ihrem früheren Mann geschlagen und vergewaltigt wurde und deshalb vor jedem körperlichen Kontakt zurückschreckt – äußerst praktisch für Dexter, denn so kann er seine eigene Distanziertheit als „Rücksicht“ verkaufen. Er hat dafür eine fast schon nekrophile Faszination für Blut und kann unendlich in den Mustern, die es bildet, aufgehen. Dazu kommt ein extrem ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Oder um es kurz zu fassen: Dexter weist alle Symptome einer Hochbegabung (oder Autismus) auf. Oder aber es könnte sich vielleicht auch in Richtung des impotenten Killers aus Hatchet for the Honeymoon entwickeln.

Doch was sich dann in den zwölf Folgen entwickelt, erfüllt leider exakt überhaupt keine der Erwartungen. Folge für Folge wird die Geschichte gewöhnlicher: Dexter entwickelt sich immer mehr zum stinknormalen „CSI-Team“, seine eigenen Morde treten völlig in den Hintergrund. Alle initial interessanten Aspekte seiner Beziehung werden über Bord geworfen und er wird mehr oder weniger zum durchschnittlichen „Familienvater“. Zusammengefasst: Alles, was man erstmal als „anders“ angenommen hat, wird über Bord geworfen und stattdessen eine Ermittlerserie zusammengeschustert, die durchschnittlicher nicht sein könnte.

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Inoffizielle Arbeit

Übergreifende Handlung der ersten Staffel soll neben der Einführung der Figuren sein, dass ein Killer, der genau nach Dexters eigener Methode vorgeht, in der Stadt unterwegs ist, und der ebenfalls von Dexters Geheimnis zu wissen scheint. Die Auflösung sieht man spätestens ab der vorletzten Folge kommen, auch wenn man es noch nicht glauben mag. Doch es kommt genau so: Einen peinlicheren, konstruierteren und trotzdem gleichzeitig uninteressanteren, da nicht individuell charakterisierten und in seiner Funktion als „dunkles Spiegelbild“ Dexters ausgelutschten, Täter gab es in der Geschichte des Krimis noch nie!

Und wohlgemerkt, diese völlige Enttäuschung und Verärgerung über die eindimensionale Primitivität des Geschehens tritt bereits innerhalb der ersten zwölf Folgen ein. Trotzdem läuft und läuft die Serie. Die tausendste „CSI-XYZ“-Variante scheint wirklich beliebt zu sein.

Kommentare

Kalle (07.06.2014 17:10)

Der letzte Satz dieser Rezension zeigt dass diese nicht lesenswert sein kann.

Hannes (07.06.2014 17:37)

Hallo Kalle,

ist das der Grund, dass du sie ungelesen kommentierst? Der Schlusssatz greift ja nur eine vorher argumentative postulierte These wieder auf, sollte von daher kaum überraschend kommen.

Konstruktiver und informativer wäre es für die Nachwelt gewesen, wenn du inhaltlich auf das Gesagte eingegange wärst - bspw. wäre es dir ja bestimmt ein Leichtes gewesen, die zentrale Kritik der völligen Durchschnittlichkeit zu widerlegen. Schade!


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