Die neunschwänzige Katze

Poster
Originaltitel:
Il gatto a nove code
Alternativtitel:
Der Tod stellt keine Fragen
Jahr:
1971
Eingetragen:
28.08.2012
Bearbeitet:
01.09.2012
IMDB-Wertung:
6,7/10
TMDB-Wertung:
6,7/10


Hannes schreibt:

Ein nächtlicher Einbruch in das Hauptquartier eines großen Pharmakonzerns gibt der Polizei Rätsel auf, da nichts gestohlen worden zu sein scheint. Bereits am nächsten Tag wird Dr. Calabresi (Carlo Alighiero), ein in der Firma tätiger Wissenschaftler, vor einen Zug gestoßen. Franco Arno (Karl Malden) und seine Nichte Lori (Cinzia De Carolis) waren an dem Abend des Einbruchs an dem Gebäude vorbeigekommen. Franco, seit vielen Jahren blind, hatte ein paar suspekte Gesprächsfetzen zwischen zwei Männern in einem Auto mitgehört. Jedoch nichts, was sich polizeilich verwerten ließe.

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Die Anfangsszene fällt leider in die Kategorie „Zuschauerüberforderung“

So tut er sich stattdessen mit dem ebenfalls an dem Fall interessierten Reporter Carlo Giordiani (James Franciscus) zusammen. Die beiden befragen neben Calabresis Verlobter (Rada Rassimov), der gegenüber er vor seinem Tod angedeutet hatte, den Grund des Einbruchs zu kennen, natürlich den Firmengründer Professor Terzi (Tino Carraro). Während sich Arno mit dem sonstigen wissenschaftlichen Personal (Horst Frank, Tom Felleghy, Aldo Reggiani, Emilio Marchesini) herumschlägt und herausfindet, dass man in der Firma kurz davor war, den genetischen Code für aggressive Veranlagung zu entschlüsseln, vergnügt sich Giordiani mit Terzis Tochter Anna (Catherine Spaak) und stößt dabei auf eine völlig unerwartete und ganz anders gelagerte Spur…

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Arno gestaltet Kreuzworträtsel

Kein Schwelgen in ausführlichen Morden, keine blutigen Todesszenen, keine großangelegten Kamerafahrten, keine voyeuristisch-sexistischen Zooms auf leichtbekleidete Frauenkörper – kaum zu glauben, wie sehr sich Regisseur Dario Argento, damals noch am Anfang seiner Karriere, auf völlig konventionellen Pfaden des klassischen Kriminalfilms bewegt. Zwei Amateurermittler, die erstmal aus reiner Abenteuerlust (Arno ist nicht nur Fan von Kreuzwort- und Bilderrätseln, sondern verdient auch mit ihnen seinen Lebensunterhalt) in eine Sache schlittern, die für sie schließlich unerwartet gefährlich wird – ein bekanntes, funktionierendes Motiv.

Einzig die Initialzündung, also die Motivation durch das mitgehörte Gespräch, ist etwas schwach umgesetzt und auch zeitlich ungeschickt eingebettet: Der Film beginnt damit; während man also gerade versucht, die Figurenkonstellation zu erfassen, geschehen bereits entscheidende Dinge, die man gleichzeitig noch gar nicht in ihrer Bedeutung erfassen kann. Man vergleiche dies beispielsweise mit 23 Schritte zum Abgrund: Als dort der blinde Protagonist zufällig eine suspekte Unterhaltung mithört, kann man sich (genau wie die Figur) ganz auf den (natürlich absichtlich unklaren, aber trotzdem hochverdächtigen) Inhalt konzentrieren, da der Lauschende bereits aus vorigen Szenen bekannt sowie seine Umgebung definiert ist – man wird nicht gleich auf mehreren Ebenen überfahren.

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Besonders unpraktisch gestaltete Milchtüten

Doch danach läuft alles nach Lehrbuch: richtige und falsche Fährten, suspekte Charaktere, überraschende, aber auch zweifelhafte Enthüllungen und zahlreiche Suspense-Szenen. Letzteres wird beispielsweise mit zwei (wie dem Zuschauer bekannt ist, jedoch die betroffenen Personen nicht wissen) vergifteten Milchtüten zelebriert. Scheinbar minutenlang setzen mehrere Personen die Tüten und ihre Gläser immer wieder an und ab, ohne dass dies unnatürlich wirkt, während sie verhältnismäßige Banalitäten besprechen.

All das macht Die neunschwänzige Katze zum vielleicht massentauglichsten Film des Genreregisseurs. Gerade bei solchen Spezialisten stellt sich ja immer die Frage, ob sie eigentlich auch anders können. Für Argento kann man das hiernach wohl mit gutem Gewissen bestätigen – wobei er selbst sich seitdem sehr negativ über seinen eigenen Film geäußert hat. Warum, ist allerdings kaum nachvollziehbar.

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