Die Fahrten des Odysseus

Poster
Originaltitel:
Ulisse
Jahr:
1954
Eingetragen:
24.09.2012
IMDB-Wertung:
6,7/10
TMDB-Wertung:
6,4/10


Hannes schreibt:

DieFahrtenDesOdysseus01.jpg
Nausikaa liest Odysseus am Strand auf
Penelope (Silvana Mangano), die Königin Ithakas, wartet schon seit Jahren sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Mannes Odysseus (Kirk Douglas), der im trojanischen Krieg gekämpft hatte. Seit Ende des Krieges waren sukzessive die überlebenden Männer zurückgekehrt, nur Odysseus und seine Gefährten lassen weiter auf sich warten. Die Heiratskandidaten (unter Anderen Anthony Quinn), die das Reich erben wollen, stehen bereits Schlange und Penelope gehen die Ideen aus, wie sie sie noch weiter hinhalten könnte.

Was sie nicht weiß ist, dass Odysseus nicht nur tatsächlich noch lebt, sondern sich bereits auf einer Nachbarinsel befindet. Dort wurde er eines Tages als Schiffbrüchiger angeschwemmt, von Nausikaa (Rossana Podestà), der Tochter des Königs Akinoos (Jacques Dumesnil), aufgelesen. Odysseus lebt seitdem dort, da er sein Gedächtnis verloren hat. Am Tag seiner geplanten Hochzeit mit Nausikaa kehrt jedoch seine Erinnerung zurück…

DieFahrtenDesOdysseus02.jpg
Vorher hat Odysseus bereits eine Begegnung mit einem Zyklopen hinter sich gebracht
Was dann der Anlass ist, ein paar Episoden aus den „Irrfahrten“ zu inszenieren: Bei der Erstürmung Trojas beleidigt Odysseus den Meeresgott Poseidon und wird dafür verflucht, endlos über die Meere zu irren. Episodisch wird dann das Zusammentreffen der Griechen mit einem Zyklopen (Aldo Pini), den Sirenen (besonders unspektakulär: Die Kamera hält die ganze Zeit auf die Besatzung des Schiffes, Sirenendarstellerinnen hat man sich komplett gespart) und schließlich der Zauberin Circe (ebenfalls gespielt von Silvana Mangano) gezeigt. Letzterer entflieht Odysseus schließlich alleine auf einem selbstgezimmerten Floß, mit dem er dann in das Reich Akinoos' gelangte.

Nachdem er sich nun wieder seiner Identität bewusst ist, kehrt er nach Ithaka zurück, wo er sich erst nicht zu erkennen gibt, als Bettler verkleidet an dem von Penelope organisierten Wettkampf der Heiratskandidaten teilnimmt und die fiesen Bösewichte brutal vertreibt.

DieFahrtenDesOdysseus03.jpg
Penelope sieht sich einer nicht weniger ernsthaften Bedrohung gegenüber
Strukturell ist dieser Ansatz nicht gerade ideal. Es soll wohl durch den Vorgriff der Beinahe-Rückkehr und die Darstellung des Schicksals Odysseus' zurückgebliebener Familie eine stärkere emotionale Reaktion der Zuschauer erzeugt werden. Erzählerisch ist das jedoch ein Griff ins Klo: Zuerst fragt man sich, wovon der Film überhaupt noch groß handeln soll, da Odysseus bereits beinahe zu Hause angekommen ist, man sich also anscheinen um alle mythologisch berühmten Szenen herumgedrückt hat. Dann folgt irgendwann eine monolitische einstündige Rückblende, die das „gegenwärtige“ Geschehen viel zu sehr in den Hintergrund drückt.

Dort kommen dann zwar die zentralen Begegnungen Odysseus' mit den Sagengestalten vor, aber die Inszenierung ist eben rein episodisch zusammenhanglos und auch ehrlich gesagt effekttechnisch sehr sparsam sowie kurz abgehandelt. Einzig für die Circe-Episode nimmt man sich etwas mehr Zeit, wobei auch hier die Aspekte, die man rein durch „sprechende Menschen“ zeigen kann, im Vordergrund stehen.

Die Fahrten des Odysseus kann also den inszenierungsaufwandstechnischen Ansprüchen des Monumental- und Abenteuergenres nur in Ansätzen gerecht werden. Inhaltlich beschränkt es sich auf die reine Rezitation allseits bekannter Einzelepisoden, denen keinerlei Wendungen oder Interpretationen abgewonnen werden, und die auch eben nicht mal gesteigert spannend umgesetzt sind. Solide Handwerksarbeit ist das sicher, aber weit entfernt davon, mitreißend zu sein. Zeittypisches Kuriosum am Rande: Penelope ist ganze fünf Monate älter als ihr eigener Sohn (Franco Interlenghi) – absolut sichtbar, da helfen auch offensichtlich angefärbte Haare nichts.

Kommentare



:
:
Botverifikation:
: