Horror Express

Poster
Originaltitel:
Pánico en el Transiberiano
Jahr:
1973
Eingetragen:
05.06.2010
Bearbeitet:
08.01.2012
IMDB-Wertung:
6,5/10
TMDB-Wertung:
6,3/10


Hannes schreibt:

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Gemütliche Abteile...
Professor Saxton (Christopher Lee) findet auf einer Expedition in der Manschurei ein Wesen im Eis, das er für das „fehlende Bindeglied in der Evolution“ hält. Per Zug will er den Fund wieder in die „Zivilisation“ bringen. Auf dem Bahnhof vergreift sich ein Dieb an der Kiste mit dem „Fossil“ (wie der Eisblock fälschlicherweise immer wieder bezeichnet wird). Das hätte er besser nicht getan, denn kurz darauf findet man ihn tot wieder – mit vollkommen weißen Augen, wie die eines Blinden.

Sofort findet sich ein verrückt dreinblickender Mönch (Alberto de Mendoza) ein, der verkündet, hierbei handele es sich um die Arbeit des Teufels. Als Quelle macht er Saxtons Gepäck aus, verlangt, das es sofort zerstört werden müsse, und als Beweis für seine Thesen malt er mit einem Stück Kreide ein Kreuz auf fragliche Kiste. Oder er versucht es zumindest, denn die Kreide hinterlässt keinerlei Spuren. Wo das Böse wohne, sei kein Platz für das Kreuz. Bestechende Logik, was?

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Leergesaugt
Trotz dieser beeindruckenden Vorstellung wird natürlich alles an Bord des Zuges verladen. Außer Saxton und dem Mönch fährt auch Saxtons Kollege Dr. Wells (Peter Cushing) mit, der es sich nicht verkneifen kann, einen Schaffner zu bestechen, um einen Blick auf die Entdeckung seines Rivalen zu werfen. Beim Öffnen der Kiste erblickt der Bedienstete ein leuchtend rotes Auge. Sein eigenes Gesicht fängt an zu bluten, und seine Augen färben sich weiß – er ist tot. Geschickt öffnet ein beharrter Arm das letzte Schloss, und man hört das Monster die selbe Melodie pfeifen, die vorher der Schaffner auf den Lippen hatte...

Wie zu erwarten war, geschehen nun weitere Morde nach dem selben Schema. Inspektor Mirov (Julio Peña) beauftragt Wells mit einer Autopsie an einem der Opfer, die im Gepäckwagen (!) durchgeführt wird. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Gehirn: Es ist vollkommen glatt. Dr. Wells erklärt, dass dies bedeute, dass das Gedächtnis des armen Menschen kurz vor seinem Tod ausgesaugt worden sein muss.

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Monster? Wir sind britisch!
Als nächstes trifft es eine russische Spionin (Helga Liné), als gerade Wells und Mirov vorbeikommen. Dem Inspektor gelingt es, die Kreatur zu erschießen. Die Kamera zoomt auf den Inspektor – das Grauen scheint überstanden. Bei der Autopsie des Monster machen Wells und Saxton bizarre Entdeckungen. In der Augenflüssigkeit finden sich unterm Mikroskop optische Eindrücke und Erinnerungen wieder. Unter anderem ein Bild der Erde vom Weltraum aus gesehen und ein Dinosaurier. Was hat all das zu bedeuten?

Der Mönch dreht nun völlig durch, und macht sich mit den zerschnittenen Überresten der Augen des Monsters davon. Auf der Suche nach ihm muss Dr. Wells' Assistentin (Alice Reinheart) dran glauben – umgebracht vom Inspektor, dessen Körper von der bösen Macht übernommen wurde. Der einzige Zeuge, der Mönch, welchselt die Seiten, und dient ab sofort dem übermächtigen Wesen.

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Aaaaaaaaaah!
Das Monster versucht nun, die vertrauenswürdige Erscheinung des Inspektors auszunutzen. Einen mitfahrenden Ingenieur, der sich bestens mit Theorien über Raumfahrt auskennt, horcht er über die Möglichkeiten aus, die Erde zu verlassen. Kurz darauf wird der „Informant“ tot aufgefunden – auch sein Gedächtnis „leergesaugt“.

An einer kleinen Zwischenstation kommen einige Kosacken (angeführt von Telly Savalas) an Bord des Zuges, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Die Tarnung des Inspektors fliegt auf, und er bekommt eine Kugel verpasst. Kurz vor seinem Tod überträgt er seinen Geist in den willigen Mönch. Dieser läuft nun im verdunkelten Zug Amok, und eine Massenpanik bricht aus. Es kommt zum großen Endkampf mit Saxton, in dem auf Befehl des Monsters auch noch die Toten wieder auferstehen...

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Tuuuuuuut, tuuuuuut!
Abgesehen von einem vernünftigen Titel hat „Horror Express“ alles, was ein guter Horrorfilm braucht: das stilvolle Ambiente der Jahrhundertwende, einen klaustrophobischen Schauplatz (Transsibirischer Express), ein mysteriöses Monster aus grauer Vorzeit und jede Menge Pseudowissenschaft.

Letzteres sorgt für einige der besten Szenen des Films: die Gehirnchirurgie inklusive Aufsägen des Kopfes im Gepäckwagen, die schockierende Entdeckung in den Monsteraugen usw. Auch die klassische mephistophelische Endbegegnung darf natürlich nicht fehlen. Das wehrlose Monster zu Professor Saxton: „Die Geschichte eures Planeten ist Teil von mir. Drücken Sie den Abzug, und all das ist verloren. [...] Ich werde euch beibringen, Krankheiten, Schmerz und Hunger auszurotten!“

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Da geht das Monster dahin...
Überhaupt sind die Dialoge und manche Charakterisierungen ein einziges Highlight. Um einige Beispiele zu nennen: Der Mönch, der so sehr gegen „das Böse“ wettert, kippt natürlich bei erster Gelegenheit um, und dient „Satan“. „In deinem Kopf gibt es nichts, was es sich zu wissen lohnt“, bescheinigt ihm das Monster. Auf die Feststellung, dass auch einer von ihnen selbst das Monster sein könnte, entgegnet Dr. Wells entrüstet: „Monster? Wir sind britisch!“. Wells' Ausbruch „Wollen Sie mir erzählen, ein Affe, der vor zwei Millionen Jahren gelebt hat, ist aus dieser Kiste gestiegen, hat einen Mann umbebracht und dann die Kiste wieder fein säuberlich verschlossen?“ quittiert Saxton nur mit einem trockenen „Ja, genau das“.

Dazu die hervorragend eingesetzten Stilmittel wie die wiederkehrenden Außenaufnahmen des durch Eiswüsten ratternden Zuges und die passende Wiederholung ein und des selben musikalischen Motives verstärken die Dramatik. Alles andere als eine aufwändige Produktion, was leider spätestens durch die „Trickeffekte“ bei der auf spektakulär getrimmten Schlusszene nur allzu deutlich wird, aber um so beeindruckender ist, was für ein kleines Meisterwerk herausgekommen ist!

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