Tödliches Erbe

Poster
Originaltitel:
L'assassino ha le mani pulite
Jahr:
1968
Eingetragen:
11.04.2013
Bearbeitet:
12.04.2013
IMDB-Wertung:
5,8/10
TMDB-Wertung:
5,4/10


Hannes schreibt:

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Gleich tritt der Erbfall ein
Familienpatriarch (Arnaldo De Angelis) kommt bei einem Unfall um, hinterlässt ein unerwartetes Vermögen und seine Erben fallen übereinander her; mindestens eine Person belässt es dabei nicht beim verbalen oder juristischen Schlagabtausch, sondern geht mörderisch zu Werke. Man könnte meinen, dass man das bereits ein oder zweimal gesehen hat. Aber, gut, was soll's – die Anzahl der vorstellbarer Handlungsvarianten ist beschränkt.

Zur Gruppe der potentiellen Opfer und Täter gehören die drei Töchter (Femi Benussi, Giovanna Lenzi und Valeria Ciangottini) sowie deren Partner (Ivo Garrani und Isarco Ravaioli) und, um einen „besonderen“ Konflikt einzubauen, Adoptivsohn Janot (Ernesto Colli). Da jener noch drei Jahre von der Volljährigkeit entfernt sei, sollen alle erst ihren Anteil erst später erhalten, damit er nicht übervorteilt wird. Eine Klausel, die beim Rest der Familie für erhitzte Gemüter sorgt.

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Die Reaktionen auf die Verlesung des Testaments sind gemischt
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Verfolgungsjagd!
Apropos Janot: Selten eine solch absurde (und vor allem unnötige) Fehlbesetzung gesehen! Die Rolle eines 18-jährigen mit einem Endzwanziger zu besetzen ist generell ja schonmal meist keine so tolle Idee, aber gerade dieser Darsteller könnte mit seinen faltigen Gesichtszügen und seinem deutlich schütteren Haar auch durchaus schon eher als Mittvierziger durchgehen als eben als Minderjähriger. Und überhaupt: Soll Janot irgendwie geistig behindert sein? Irgendwann ist mal von einer körperlichen Behinderung die Rede, aber ansonsten erfährt man einfach nichts, das sein seltsames Verhalten erklären würde.

Davon abgesehen entspinnt der Film jedoch ein routiniert-unterhaltsames Netz aus schwierigen persönlichen Beziehungen und Verflechtungen, die reichlich Stoff für Tatmotive und einige spannende Szenen bieten. Dynamisch bleibt die Geschichte vor allem dadurch, dass man sich nicht nur einseitig festlegt, was man den Zuschauern zeigen will. Besonders gut zeigt sich das an den zahlreichen Morden: Ein paar wenige werden ausführlich (und nicht unoriginell) inszeniert, die meisten jedoch kurz abgehandelt. So bleibt wiederum zwischendurch Zeit, eben jene menschlichen Beziehungen auch weiter auszuführen, die ja immerhin die Morde motivieren sollen, also im Gesamtkontext nicht ganz unwichtig sind.

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Mörderperspektive
Köstlich dabei natürlich zeitkolorittriefende Ausstattung, Kostüme und Stiling – praktisch jede Szene ist diesbezüglich sehenswert. Und als besondere Überraschung schafft es sogar Femi Benussi als faktische Hauptdarstellerin für ihre Verhältnisse (man kennt sie ja sonst hauptsächlich als ausdruckslos herumstehendes Beiwerk) überzeugend zu agieren. Zugegebenermaßen mag letzteres jedoch auch darauf zurückzuführen sein, dass ihre Rolle, so durchschnittlich sie immer noch sein mag, auch zumindest etwas mehr hergibt als sonst gewohnt.

Was man auch auf den gesamten Film übertragen kann: Weder revolutionär Neues, noch besonders ausgefuchste stilistische Experimente bekommt man hier geboten, aber sehr solide Unterhaltung in nostalgischer, nicht völlig unaufwändiger Umsetzung ist es allemal!

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