Bruiser

Poster
Originaltitel:
Bruiser
Jahr:
2000
Eingetragen:
17.04.2013
IMDB-Wertung:
5,3/10
TMDB-Wertung:
5,5/10


Hannes schreibt:

George A. Romeros Ausflug in den Mainstream (Stark) war Anfang der 90er übel gefloppt. So vergingen einige Jahre, bis er wieder ran durfte/wollte. Bruiser wirkt so, als habe er mit seinen Ambitionen, den großen Durchbruch zu schaffen, doch noch nicht ganz abgeschlossen: Keine Kübel voller Blut, kaum billig bemalte Menschen und eine nicht unpersönliche Thematik menschlicher Abgründe.

Bruiser01.jpg
Chef & Ehefrau verstehen sich zu gut
Im Speziellen geht es um Henry Creedlow (Jason Flemyng), Mitte 30-jähriger Bewohner einer typisch amerikanischen Vorstadt, dessen Leben in eine einzige Sackgasse geraten ist. Beruflich geht es nicht mehr weiter, weshalb auch jegliche Leidenschaft mit seiner Frau Janine (Nina Garbiras) eingeschlafen ist. Nicht nur das, sie hat ausgerechnet mit Henry arrogantem und selbstherrlichen Chef Milo (Peter Stormare) eine Affäre. Henrys wohlmeinende Kollegin Rosy (Leslie Hope), nebenbei Milos innerlich geschiedene Frau, fasst es so zusammen, dass er einfach zu unauffällig, zu „gesichtslos“ sei.

Nachdem Janine ihn dann tatsächlich offiziell verlässt wird genau das bittere Wirklichkeit: Henry wacht ohne Gesicht auf! Eine weiße Maske völlig ohne individuelle Züge bedeckt sein Gesicht. Nein, keine Maske – es ist sein neues Gesicht. Damit ist klar: Ab sofort will sich Henry nichts mehr gefallen lassen – niemand soll ihn mehr übergehen oder sich über ihn lustig machen! Er setzt seine gewalttätigen Tagträume in die Tat um, was für seine stehlende Putzfrau, seinen veruntreuenden Börsenmakler und schließlich Janine und Milo den Tod bedeutet.

Tief unter der Rachegeschichte soll das wohl heißen, dass diese Art des Lebens und der Arbeitswelt zu Identitätsverlust führt und man nur als starke Persönlichkeit diesem Schicksal entgehen kann. Soweit keine schlechte Idee, aber was ist der Gegenentwurf, den der Film bietet? Die einzige andere sympathische Person ist Rosy, die explizit unter den gleichen Problemen leidet wie Henry (auch sie wird mehrfach mit weißer Maske gezeigt). Im Gegenteil sind die „starken Individuen“, die nicht Gefahr laufen, ihre Identität zu verlieren, Milo und Janine, also reine Negativcharaktere.

Bruiser02.jpg
Jetzt schlägt Henry zurück
Auch inszenatorisch läuft nicht alles rund. Die Maske sieht leider niemals aus als irgendetwas anderes als eben eine aufgesetzte, vom Gesicht hervorstehende Maske (die sie ja nicht sein soll). Ab dem Mittelteil sind neue inhaltliche Impulse Mangelware. Und das „große Finale“ auf einem Maskenball, was erstmal ja gar keine üble Idee ist, da sich Henry dort endlich mal wieder frei bewegen kann, misslingt dadurch, dass die Gelegenheit leider nicht dazu genutzt wird, endlich mal dynamisch und parallel zu erzählen, was bei den zahlreichen Gästen und in den zahlreichen Ecken abläuft, sondern sofort wieder alles auf Einzelszenen mit zwei oder maximal drei Personen in düsteren und ansonsten leeren Räumen verengt wird. Die Schlussszene des Films ist dann sogar rein kitschige US-Sozialromantik.

Besser als einige von Romeros so unverdient hochgejubelten, angeblich „gesellschaftskritischen“ Zombiefilmen ist Bruiser trotzdem allemal. Alleine schon dadurch, dass es nicht so ärgerlich überbewertet ist und keine allzu großen Längen hat (tendenziell nur der Mittelteil). Ein großer Wurf ist der Film nicht. Trotzdem hätte es so ruhig weitergehen sollen mit Romeros Karriere, anstatt sich nur noch mir stinklangweiligen Pseudo-Zombiefilmen selbst zu wiederholen.

Kommentare



:
:
Botverifikation:
: