Solo-Konzert für eine Pistole

Poster
Originaltitel:
Concerto per pistola solista
Alternativtitel:
Weekend Murders
Jahr:
1970
Eingetragen:
11.09.2013
IMDB-Wertung:
6,2/10
TMDB-Wertung:
6/10


Hannes schreibt:

Mord auf dem feudalen Landsitz alten Adels – eine Horde Italiener versucht sich am britischsten aller Genres. Ob das gut gehen kann? Der Ausgang dieses Experiments ist so ungewiss wie das Schicksal der in dem Landhaus zusammengekommenden Charaktere.

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Und das sind einige: Familienpatriarch Baron Henry Carter ist verstorben und die ganze Familie (darunter Ida Galli, Chris Chittell, Marisa Fabbri, Quinto Parmeggiani und Beryl Cunningham) hofft aufs Erbe. Die Testamentsverlesung besteht jedoch hauptsächlich aus Spitzen gegen die liebe Verwandtschaft. Den Besitz streicht Barbara (Anna Moffo), die Henry in den letzten Jahren gepflegt hat, praktisch allein ein – und das, wie das Testament betont, obwohl sie unstandesgemäß in Amerika aufgewachsen sei. Der Schock bei den anderen sitzt tief und man lässt Was-wäre-wenn-Gedankenspiele um das mögliche baldige Ableben auch Barbaras kreisen. Doch erstmal kommt der Butler um (der selbst damit aus dem Kreise der Verdächtigen schonmal ausscheidet). Inspektor Grey (Lance Percival) und Scotland Yard ermittelt gemeinsam mit Dorfpolizist Thorpe (Gastone Moschin), doch auch sie können weitere Mordanschläge, von denen manche sogar erfolgreich sind, nicht verhindern.

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Die eigentliche Handlung tritt allerdings schnell zu Gunsten der Darstellung der Charaktere in den Hintergrund. Jene decken die bekannten Stereotypen des Genres ab… und treiben diese auf die ironische Spitze. Was das Solo-Konzert dabei so gelungen macht ist, dass man sich nicht über die Eigenheiten des englischen Landhauskrimis lustig macht: Hier ist eine liebevoll-schrullig-lustige Hommage zu sehen, ganz im Stil, wie sie auch vielfach aus England selbst kommt. Wären da nicht die Darsteller, die man eben aus anderem Kontext kennt, könnte man glatt drauf reinfallen… und wäre da nicht die eine eingeschobene Szene mit einem schwarzvermummten, scheinbaren Killer italienischer Machart, was allerdings dann auch sehr schnell wieder aufgelöst angesichts der sexualisierten Gewalt, die man mit diesem Tätertypen verbindet, ebenfalls ironisch im Sinne dieser für ihn ungewohnten Umgebung gebrochen.

Die gute Konstruktion der Handlung führt einen durch die passend verworrenen Familienverhältnisse, von denen immer mehr ans Licht kommt, und am Ende ist es dann witzigerweise ausgerechnet der vertrottelte Dorfpolizist, der einen Geistesblitz hat, und alles aufklärt. Oder auch nicht? Es bleibt lustig bis zur letzten Einstellung – so will man das!

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