Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf

Poster
Originaltitel:
Buio Omega
Jahr:
1979
Eingetragen:
16.09.2013
IMDB-Wertung:
6,3/10
TMDB-Wertung:
6,4/10


Hannes schreibt:

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Wer glaubt, die Remakewelle im Kino sei ein ganz neues Phänomen, der hat nicht genau genug in die Vergangenheit geguckt. Zu jeder Zeit wurden erfolgreiche oder auch nur scheinbar dankbare Stoffe neu aufgelegt und schon immer musste man sich in den meisten Fällen fragen, wo jetzt eigentlich der entscheidende Unterschied war, der die Daseinsberechtigung der neueren Version darstellen sollte.

Im Fall von Joe D'Amatos Sado diente der damals gut zehn Jahre alte Das 3. Auge als Vorbild: Hier wie dort dreht sich die Geschichte um einen wohlhabenden jungen Mann, hier Frank (Kieran Canter) genannt, der den Tod seiner Verlobten, Anna (Cinzia Monreale) nicht verkraften kann, deshalb ihre Leiche stiehlt, sie taxidermisch ausstopft und zwecks weiterer Benutzung nett in seinem Bett drapiert. Dabei geht ihm die Haushälterin Iris (Franca Stoppi) zur Hand, die bei genauerer Betrachtung wohl noch viel durchgedrehter ist, als ihr Arbeitgeber. Frank holt sich im Folgenden immer mal wieder neue lebendige Frauen (Lucia D'Elia, Anna Cardini und Simonetta Allodi) ins Haus, um sie neben Annas Leiche liegend zu vernaschen – und anschließend umzubringen. Zum großen Finale kommt es dann, als Elena, Annas ihr aus dem Gesicht geschnittene Schwester, einen Überraschungsbesuch vornimmt.

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Was ist also der Sinn, die Daseinsberechtigung dieses Remakes? Das Original galt Ende der 70er wohl als zu „brav“. Schundfilmer D'Amato versetzt die Handlung mit einer ganzen Reihe blutiger Ekelszenen (eine ausführliche Ausweidung Annas Leiche, einem späteren Opfer wird die Kehle aufgebissen usw.) sowie einer expliziter sexuellen Beziehung zwischen Frank und Iris. Ob erstere wirklich nötig waren, sei mal dahingestellt – optisch überzeugend sind sie allemal. Letztere Szenen wirken dagegen aufgesetzt und dadurch eher unfreiwillig komisch. Ein paar Mal versucht sich D'Amato an Suspense; zumindest ist zu vermuten, dass beispielsweise der längliche Abtransport Annas Leiche, bei dem Franks Lieferwagen erst einen Platten hat, dann noch die Polizei vorbeikommt und dann noch eine Anhalterin zusteigt, so gemeint war. Doch um sowas wirklich spannend zu machen, fehlt diesem Regisseur einfach das Gefühl fürs richtige Maß: Die Häufung der unglücklichen Ereignisse wirkt nur absurd!

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Überhaupt scheint die psychologische Komponente der Handlung D'Amato reichlich gleichgültig zu sein. Hier wird die Handlung komplett externalisiert und eben auf jene Effekte ausgelegt. Von brütender freud'scher Traumata, das Original war schließlich im Psycho-Fahrwasser entstanden, ist nicht mehr viel zu sehen. Entsprechend fällt auch die finale Episode ab dem Besuch Elenas recht kurz aus. So passt es, dass der hiesige Hauptdarsteller darstellerisch das genaue Gegenteil von Franco Neros Interpretation der Figur zeigt: Canter ist absolut hölzern, niemals zeigt er jegliche Gefühlsregung. Oh, die Liebe seines Lebens ist gerade vor seinen Augen gestorben? Ausdrucksloses Gesicht. Nicht, dass Neros lächerliches Augenrollen besser war.

Nun ist Sado trotzdem für Fans kein schlechter Film. Es mag für den Stoff zu wenig sein, aber für D'Amato'sche Verhältnisse wird sogar stark auf die psychologische Ebene eingegangen und wenig im Blutrausch geschwelgt. Insofern ist dies noch einer der am besten anschaubaren Filme des Regisseurs. Unterhaltsam ist es streckenweise zugegebenermaßen und auch wenn das 3. Auge hier vielleicht nicht verbessert wurde, ist dieses Remake immerhin alles in allem auch nicht schlechter. Eine rundum gute Verfilmung des Drehbuchs steht noch aus.

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