Das Geheimnis des Doktor Z

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Originaltitel:
Miss Muerte
Jahr:
1966
Eingetragen:
10.06.2014
IMDB-Wertung:
6,7/10
TMDB-Wertung:
5,8/10


Hannes schreibt:

Mit Dr. Orloff war Jess Franco auf Gold gestoßen. Dr. Z gibt sich entsprechend ganz in dieser Mad-Scientist-Tradition: Dr. Zarowski (Antonio Jiménez Escribano) meint, eine Strahlung gefunden zu haben, die menschliche Aggressionen kontrollieren könne. Trotz der Aussicht, damit sämtliche Kriminelle heilen zu können, wird er mit Schimpf und Schande aus der neurologischen Gesellschaft gejagt. Das verträgt sein altes Herz nicht – doch in seinem letztem Atemzug verpflichtet er noch seine Tochter Irma (Mabel Karr), in seinem Namen Rache zu nehmen.

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Jener Rachefeldzug läuft maximal kompliziert ab: Sie täuscht ihren eigenen Tod vor; ein entflohener Sträfling (Guy Mairesse) und Stripperin Nadia (Estella Blain), beide mittels der Strahlentherapie gefügig gemacht, sollen anschließend die Morde begehen – letztere unter Einsatz ihrer besonders langen und scharfen Fingernägeln.

Man merkt schon: Die Handlung ist es nicht, die Dr. Z zum vielzitierten „besten Werk“ des Vielfilmers macht. Dazu lebt viel zu viel von seltsamen Zufällen; man denke nur daran, dass Nadias Verlobter (Fernando Montes) nebenbei auch der Geliebte Irmas und Kollege des Vaters und damit Teilnehmer des anfänglichen Kongresses ist. Von den überdesignten Morden mal ganz zu schweigen.

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Andererseits ist der Film einfach sehr sorgfältig inszeniert: Der dramaturgische Spannungsbogen stimmt ebenso wie die Gestaltung der einzelnen Szenen, von denen einige von stilistischem Feingefühl schwelgen: der seltsame Tanz mit dem Mannequin auf dem Spinnennetz, die Operation am eigenen Gesicht, der Überfall im Theater (erst auf, dann hinter der verspiegelten Bühne), die seltsam anmutende Apparatur zur Konditionierung, die spannenden Schattenwürfe…

Auf diese Weise hätte Franco sicherlich den Rest seiner Karriere am Rande des Mainstreams verbringen können. Und die Filme wären bestimmt sehenswert gewesen, denn es stimmt wohl: Dies ist nach klassischen Maßstäben einer seiner besten Filme. Doch Qualität und Geschmack hin oder her, es ist ein Testament seines künstlerischen Willens, dass er trotzdem zu viel persönlicheren Themen und Stilmitteln, die hier höchstens angedeutet werden, umschwenkte. Denn wahre Fans wissen natürlich: Besser ein kompromissloser Visionär, der manchmal ins Klo greift, als einer unter Vielen, die in der Masse verschwinden.

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