Faceless

Poster
Originaltitel:
Faceless
Jahr:
1987
Eingetragen:
12.06.2014
Bearbeitet:
17.06.2014
IMDB-Wertung:
5,9/10
TMDB-Wertung:
5,7/10


Hannes schreibt:

Dr. Orloff, sein erster großer Erfolg, begleitete Jess Franco durch seine frühe Karriere. Für diesen späten Nachfolger gelang es ihm, ein beachtliches Ensemble von B-Stars zusammenzubekommen und auch das Budget war wohl höher als sonst gewohnt. Also thematisch, strukturell (die Orloff-Filme gehörten immer zu den logischst aufgebauten Francos) und auch ausstattungstechnisch beste Voraussetzungen!

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Flamand ist bei den Patientinnen mittleren Alters beliebt
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Er selbst nimmt lieber die Temperatur bei Frischfleisch
Orloff (Howard Vernon) und seine Frau (Lina Romay) haben allerdings nur noch einen Gastauftritt. Stattdessen übernimmt Schönheitschirurg Frank Flamand (Helmut Berger) dessen Rolle: Besessen verfolgt er mit Hilfe seiner Geliebten und Kollegin Nathalie (Brigitte Lahaie), seiner entstellten Schwester Ingrid (Christiane Jean) ein neues Gesicht zu verschaffen. Da die Verbrennungen sehr stark sind, hilft nur eine Volltransplantation. Also unfreiwillige Spenderin haben sie Model Barbara (Caroline Munro) auserkoren, die Nathalie gleich mal mit Drogen anlockt und im Keller in eine Zelle sperrt. Ihr wohlhabender Vater (Telly Savalas) findet das jedoch gar nicht komisch und setzt einen Privatdetektiv (Christopher Mitchum) auf die Suche nach der Verschwundenen an.

Doch natürlich ergeben sich für die sympatischen Helden doch noch ein paar Komplikationen. Flamands stummer Assistent (Gérard Zalcberg) kann sich nicht beherrschen, vergewaltigt Barbara und beschädigt dabei ihr Gesicht! Außerdem traut sich Flamand selbst die Operation nicht zu und sucht deshalb den Rat Orloffs. Jener empfiehlt seinen alten Mentor, den KZ-Arzt Moser (Anton Diffring). Dessen erster Operationsversuch geht jedoch gründlich schief: Trotz seiner Spezialtechnik, zu Zwecken stärkerer Gesichtsspannung bei vollem Bewusstsein der Spenderin (Amelie Chevalier) zu schneiden, fällt das organische Objekt der Begierde auseinander! Gut, dass es dem attraktiven Pärchen Flamand/Nathalie leicht fällt, in Diskos beliebig weitere Opfer (Florence Guérin) aufzugabeln.

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Die ganz spezielle Patientin wartet
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Schreiten wir zur Operation!
Franco wusste wohl, dass er eine solche Chance, sich selbst ein großes Denkmal zu setzen, nicht noch einmal bekommen würde, und so wird ordentlich geklotzt: Es braucht schon einen Sam Spade, einen Naziarzt im Exil, einen klassischen Igor-Verschnitt und ordentlich „Gore“ in den zahlreichen Operationsszenen! Über die Geschmacksunsicherheit letzterer lässt sich gepflegt streiten – dass die Trickeffekte ausgerechnet hier sehr gelungen sind, macht es nur noch ekliger. Seltsam, denn einige andere Ekelszenen (eine Enthauptung, eine in einen Hals gerammte Schere) sind dagegen zutiefst billig und unglaubwürdig geraten. Leicht zurück nimmt man sich dafür, was Nacktheit angeht. Sex kommt zwar in der Handlung ausreichend vor, aber die diesbezüglich aktiven Darstellerinnen bleiben für Franco-Verhältnisse recht bedeckt.

Neben der hochgeschraubten Brutalität unterscheidet natürlich noch das dick aufgetragene Zeitkolorit Faceless von den klassischen Orloff-Filmen. Jene waren ja stilistisch noch eher im historisierenden Grabräuberstil inszeniert. Hier wird man dagegen mit poppigen Kostümen, aufgetürmten Frisuren und bunten, von entsprechender Musik untermalten Diskos nur so erschlagen – eine sehr schöne Variation! Abgerundet wird die Sache von einem gelungenen Ende. Schön, zur Abwechslung dann doch mal wieder Francos Handschrift in einer (verhältnismäßig) großen Produktion zu sehen!

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