Das ausschweifende Leben des Marquis de Sade

Poster
Originaltitel:
De Sade
Jahr:
1969
Eingetragen:
26.06.2014
IMDB-Wertung:
4/10
TMDB-Wertung:
3,2/10


Hannes schreibt:

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Erzwungene Hochzeit
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Abwehrhaltung im Bett
Abteilung Etikettenschwindel: Vom „ausschweifenden Leben“ ist in diesem Film herzlich wenig zu sehen. Stattdessen versucht man sich, halbfiktional das Leben des historischen Marquis de Sade nachzuzeichnen und das als ernsthaftes Kostümdrama zu inszenieren, anstatt dem üblichen Popkulturkitsch rund um düstere Kerker und Peitschen zu verfallen.

So soll der Marquis (Keir Dullea) als tragische Figur charakterisiert werden: Gefangen in einer lieblosen arrangierten Ehe (Anna Massey), obwohl er viel lieber mit seiner Schwägerin (Senta Berger) zusammen wäre, gefangen in den Zwängen einer verlogenen Ständegesellschaft und zerrissen zwischen brodelnder Leidenschaft und den an ihn gestellten Erwartungen (verkörpert durch die strenge Schwiegermutter Lilly Palmer), was sich in frustinduzierten weinseligen Sex- und Gewaltorgien (Sonja Ziemann, Christiane Krüger, Uta Levka, Barbara Stanek usw.) entlädt.

Soweit die tragfähige Theorie. Am konkreten Objekt stellt sich aber dann schnell die Frage, wie langweilig ein solche Geschichte sein kann! Das liegt zum einen natürlich an der völlig hölzernen Darstellung des unglaublich unbegabten Schönlings Dullea, der tragisch-dramatische intendierte Szenen durch seine Versuche der Schauspielerei, die zwischen ausdruckslosem Herumstehen in den Kulissen und dem Ziehen übertriebener Fratzen pendelt, schnell in unfreiwillig komische Momente verwandelt und dessen Schicksal einem entsprechend gleichgültig bleibt.

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Weinseliger Bordellbesuch
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Ist aber eh alles nur (schlechte) Show
Erschwerend kommt die chaotische Inszenierung. Augenscheinlich besteht der Selbstanspruch des besonders „künstlerisch Wertvollen“, der aber deutlich in die Hose geht. Die Rahmenhandlung der privaten Inszenierung wichtiger Szenen des Lebens des Marquis auf einer Theaterbühne durch seinen Onkel (John Huston) mit den eigenen Erinnerungen des Protagonisten und eventuell (unklar) auch „objektiven“ Darstellungen beabsichtigt verschwimmen zu lassen, indem die Figuren aus filmisch ausgestalteten Rückblicken beispielsweise direkt zurück auf die Bühne treten und damit die Falschheit der Bilder „entlarvt“, ist sichtlich bemüht, aber eben nicht mehr. Es bleibt Selbstzweck und wirkt somit nur prätentiös statt feinsinnig. Dass die schlaglichtartigen Szenen nicht chronologisch und damit zunehmend schwieriger einzuordnen sind, macht die Sache nicht besser.

Und was ist nun mit dem „ausschweifenden Leben“? Tja, so wirklich gar nichts. Abgesehen von einer (ebenfalls recht braven) Fessel- und Prügelszene besteht der durch einen unscharfen Rotfilter gejagte und mit absichtlicher Wackelkamera inszenierte „Sex“ aus viel teilbekleidetem, kehligem Gelächter und gegenseitigem Weinbespritzen. Hui, wie „verrucht“! Was die verbal in manchen gestelzten Dialogen angedeuteten „Abgründe“ dieser Figur ausmacht, soll man sich wohl dazudenken.

Kaum zu glauben, dass hier wirklich Vollprofi Richard Matheson an der Schreibmaschine gesessen haben soll!

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