50 Jahre Otto


Eingetragen:
05.11.2015
Erschienen:
13.11.2015

50 Jahre Otto

Die hier vorgestellte DVD wurde zu Rezensionszwecken vorab kostenlos zur Verfügung gestellt.

50 Jahre Otto Waalkes – man schwankt zwischen „Ach, der lebt noch?“ und „Wirklich, ist das schon so lange her?“ Aber wenn auch die Rolling Stones immer noch durch die Welt tingeln, kann Otto das doch auch, oder?

Was einen auf dieser Doppel-DVD erwartet, sind kurze Stippvisiten in jedes Jahrzehnt seines Schaffens, wobei man sich auf Liveauftritte und Fernsehshows beschränkt. Aus den 70ern und 80ern hauptsächlich ersteres, wobei einem schon manchmal ein nostalgisches Schmunzeln angesichts eines bekannten Scherzes („Leber an Großhirn…“) kommen kann. In den 80ern gesellen sich dann ein paar Sketche aus Ronny's Pop Show dazu… ja, sprechende Tiere galten mal als lustig. Stellvertretend für die 90er Jahre steht eine Episode aus dem unsäglichen Ottifanten-Cartoon allein auf weiter Flur. An Otto – Die Serie (die mit den Edgar-Wallace-Ausschnitten) hat man sich wohl nicht herangetraut.

Für die 2000er geht eine „musikalische Dokumentation“ über Ottos Heimatstadt Emden und Ostfriesland im Allgemeinen ins Rennen (ehrlich gesagt der Höhepunkt). Den Abschluss machen dann noch eine weitere Liveshow aus den 2010er-Jaren sowie eine kurze, brandaktuelle Dokumentation zu einer Otto-Ausstellung in Mainz – in der er allen Ernstes den mittlerweile als „schlechtesten Film aller Zeiten“ gebrandmarkten Kartoffelsalat bewirbt.

Die Sache bei dem Ganzen: Man bekommt von Allem nur kleine Appetithäppchen vorgesetzt. Die Abschnitte sind jeweils um die 20 Minuten kurz. Was eben bedeutet, dass man pro „Liveshow“ tatsächlich nur ein paar Sketche mit sichtbaren Schnitten mittendrin bekommt. Ronny fehlen die Musikvideoeinlagen, die sicher viel unterhaltsamer gewesen wären. Weiteren Ottifanten-Episoden trauert man wahrscheinlich kaum nach. Und wenn bei dem aktuellsten Liveausschnitt minutenlang Herr Waalkes dabei gezeigt wird, auf seiner Gitarre altbekannte Schlager anzustimmen und das Publikum diese Mitgröhlen zu lassen, muss man sich sogar fragen, wo da jetzt eigentlich der Witz sein soll. Außerdem ist es schon recht traurig, wenn man selbst solch kurze Ausschnitte nicht überlappungsfrei hinbekommt, so dass manche Liedchen oder Sketche gleich mehrfach vertreten sind – oder ist der Teil des Repertoires, das die Fans sehen möchten, tatsächlich – wie bei den Rolling Stones – so klein?

Doch man muss diese DVD-Box wohl als genau das verstehen – einen Appetithappen. Als kurze Einführung, wer Otto ist und vor allem war, ist sie gar nicht mal verkehrt, denn man bekommt relativ kurz und schmerzlos die wichtigsten Facetten vor Augen geführt. Was angesichts nachwachsender Generationen, die in den 70ern und 80ern noch nicht auf der Welt waren, vielleicht nötig ist.

Vermarktungstechnisch ist das wahrscheinlich so gedacht, dass man sich dann anschließend aus dem Bereich, der einem zugesagt hat, weiteres erwerben soll. Man mag die Ottifanten (örks!)? Kein Problem, da gibt es bestimmt eine DVD-Gesamtbox! Nur: 20€ sind für diesen Zweck ehrlich gesagt schon eine ganz schöne Ansage. Denn Fans brauchen diese Box ja nicht. Die haben sämtliche hier reproduzierte Inhalte bereits im Regal stehen. Und nur zum Kennenlernen bereits 20 Euro zu investieren, könnte schon etwas zu viel verlangt sein. Zum gleichen Preis bekommt man auch eine Box mit fünf Otto-Kinofilmen oder eine umfassendere Kollektion alter Live-Sketche inklusive Plüschtier. Aber noch viel unerschwinglichere Eintrittspreise ist man ja auch von den Rolling Stones gewohnt.