Hannes schreibt:
Der gutbetuchte Tony (James Fox) stellt anachronistischerweise den Hausdiener Hugo Barrett (Dirk Bogarde) ein. Dieser macht sich mittels seinen hervorragenden Fähigkeiten im „Haushaltsmanagement“ bald für den antriebslosen Tony unverzichtbar. Tonys Verlobte Susan (Wendy Craig) sieht das zwar alles gar nicht gerne, kann Tony in ihrer eigenen zugeknöpften Art aber auch keine Alternative bieten.Barret bei der Arbeit
Barrett organisiert derweil die Anstellung einer gewissen Vera (Sarah Miles), die er als seine Schwester vorstellt, im gleichen Haushalt. Ein entscheidender Mosaikstein in dem den Zuschauern zu diesem Zeitpunkt noch unklaren Plan der beiden ist, dass Vera Tony verführen soll – was angesichts dessen relativ liebloser „offizieller“ Beziehung schnell gelingt.
Dies führt für Tony jedoch nicht zu einem Gewinn an Lebensqualität, sondern zu Demütigungen und weiterer Abhängigkeit. Und dies ist nur der Anfang: Die Rollen des „Hausherren“ und seiner „Diener“ verschieben sich langsam, aber sicher...
Unterdrückte Sexualität vor dem Ausbruch
Ein sehr vielschichtiges „Vergnügen“, wobei es eben eher bedrückend ist – auf interessante Weise. Der Diener ist auf psychologischer Ebene absolut brutal: Trotz all seiner Schwächen ist einem Tony in seiner hilflosen Art sympathisch und so fühlt man seine Erniedrigungen als Zuschauer mit. Hilflos muss man seinem unaufhaltsamen Abstieg zusehen.
Soweit zur persönlichen Ebene. Darüber hinaus funktioniert der Film als „Abgesang“ auf die Klassengesellschaft: Tonys althergebrachter Status und sein Geld bringen ihm überhaupt nichts. Seine standesgemäßen Bekannten (insbesondere der von Richard Vernon gespielte Charakter) werden als regelrechte Idioten dargestellt. Die Mitglieder der „Arbeiterklasse“ sind ihm in allen Belangen überlegen – wissen jedoch nicht verantwortungsvoll mit dieser Macht umzugehen. Oder aber wollen es gar nicht. Wobei zu klären wäre, welche Variante eigentlich schlimmer ist. Oder, noch eine Ebene vorher: Ist diese Verschiebung nicht die wahre Demokratie?
Susan muss sich ebenfalls Einiges bieten lassen vom Personal
Dies sind immer noch nur die gröbsten Strömungen, die der Film darstellt. Die zahlreichen weiteren subtextuellen Themen tun ihr Übriges für das überaus positive Gesamtbild, lassen sich jedoch letztlich auf ähnliche „Oberthemen“ zurückführen. So bleibt eigentlich nur noch zu sagen, dass Der Diener einer der besten Filme aller Zeiten ist – einer der wenigen Filme, die uneingeschränkt zum „Pflichtprogramm“ gehören.
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