Der rote Kreis

Poster
Originaltitel:
Der rote Kreis
Jahr:
1960
Eingetragen:
21.01.2024
TMDB-Wertung:
5,7/10


TMDB-Inhaltsangabe:

Eine geheimnisvolle Mordserie hält ganz London in Atem. Immer wieder werden wohlhabende Bürger erpresst. Alle Opfer, die den Zahlungsaufforderungen nicht nachkommen oder die Polizei aufsuchen, werden brutal ermordet. Am Tatort lässt der Mörder stets einen Pergamentstreifen mit einem roten Kreis zurück. Inspektor Parr von Scotland Yard tappt im Dunkeln. Um die aufgebrachte Öffentlichkeit zu beruhigen, wird ihm Londons bester Privatdetektiv, Derrick Yale, zur Seite gestellt. Eine heiße Spur führt das Ermittlerduo schließlich zu einem Todeskandidaten nach Paris, bei dem vor elf Jahren im entscheidenden Moment die Guillotine versagte. Der Mörder wurde begnadigt und verließ Paris - ohne Zweifel ist er der Anführer des „Roten Kreises". Doch niemand kennt seine heutige Identität...

Hannes schreibt:

Nachdem Der Frosch mit der Maske ordentlich Kasse gemacht hatte, konnte man sich produzentenseitig glücklich schätzen, bereits die Rechte an einer zweiten Edgar-Wallace-Geschichte gesichert zu haben. So konnte der geistige Nachfolger schnell heruntergedreht und in die Kinos gebracht werden.

Herausgekommen ist, wie in der Reihe üblich werden sollte, ein stilistisch etwas wirrer Mischmasch, der aber trotzdem recht spannend gelungen ist. Gleich eingangs wird man mt Dutzenden Namen, Verbindungen zwischen Charakteren, die man bis zu dem Zeitpunkt nie gesehen hat, in Dialogen erschlagen. Aber als erfahrener, rückblickender Zuschauer weiß man: Das muss man gar nicht alles verstehen. Dann gesellen sich Agatha-Christie-Momente hinzu: „Er wollte mit dem Zug um 20:10 Uhr nach London“ – „Um 20:10 Uhr fährt überhaupt kein Zug nach London!“ Ta-da! Ebenso reine Pulp-Momente: „Aha, ein Seemannsknoten!“ – „Sie meinen, dass der rote Kreis ein Seemann ist?“ Schließlich bedient man sich in der geradezu absurden Anfangsszene Gothic-Motiven, wenn eine Hinrichtung schiefgeht und der Verurteilte daraufhin freigelassen (!) wird. Selbst Motive, wie sie später in den 60er-Jahre-Mabuse-Filmen vorherrschten, finden sich. So dreht es sich hier um einen Erpresser, der andere dazu bringt, Diebstahl und Mord nach einem den Ausführenden unbekannten Masterplan durchzuführen.

Bei all der nostalgischen Überladung ist das Kriminalpuzzle trotzdem vertrackt. Und das, obwohl der Film überhaupt nicht fair spielt. Essentielle Informationen, die gewissen Hauptcharakteren bereits bekannt sind, werden den Zuschauern vorenthalten. Selbst auf die Auflösung zu kommen, ist somit unmöglich. Trotzdem gelingt es durch geschickte Inszenierung, die Illusion aufrecht zu erhalten, man habe eine Chance.

Die Kernfrage des ersten Anschauens ist: Wer betrügt hier wen, wer legt wen rein, wer „benutzt“ wen nur? Beispielhaft sei hier eine Szene genannt, in der eine sehr verdächtige Frau (Renate Ewert), die eventuell für den Bösewicht, aber eventuell auch für den Inspektor arbeitet, versteckt anwesend ist, als dem Erpresser eine Falle gestellt werden soll. Der Inspektor behauptet gegenüber seinem Kollegen, sie sei woanders. Jedoch, so wissen die Zuschauer, versteckt sie sich im Schrank. Doch auf wessen Anweisung, oder doch in Eigeninitiative? Mit welchem Interesse ist sie dort? Es gibt viele Interpretationsmöglichkeiten und der Film lässt es erst einmal offen.

Dazu kommt, wie bereits im zweiten Film der Mut zum Brechen der Erwartungen durchkommt. Vordergründig erscheint die Figurenkonstellation dem Vorgängerfilm ähnlich. Klausjürgen Wussow war 1960 noch ein schneidiger Jüngling, weit entfernt von dem gesetzten Professor Brinkmann der Schwarzwaldklinik. Mit seinem Auftritt ist also scheinbar klar, dass er die äquivalente Rolle Joachim Fuchsbergers übernimmt. Es werde also mit dem Tandem zwischen ihm und seinem kurz vor der Pensionierung stehenden Mentor (Karl Georg Saebisch) um einen Generationswechsel gehen. Weit gefehlt, wenn Wussow am Ende als der rote Kreis entlarvt wird – das muss ein ganz schöner Schock für die damalige Zuschauerschaft gewesen sein!

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