Hannes schreibt:
Science Fiction soll ja häufig ein Spiegel unserer Gegenwart sein. Auf unterhaltsame Weise sollen den Zuschauern durch Parallelen in der gezeigten Welt Missstände ihrer eigenen Gesellschaft aufgezeigt werden. Das kann sehr wirkungsvoll sein, da man als Zuschauer eines solchen Films idealerweise aus der eigenen eingeschränkten Perspektive hinaustreten kann und dadurch neue Erkenntnisse gewinnt.Doch auch bei ihren Unterrichtsstunden nimmt Tiwa Terr mit. Die Wissensvermittlung der Draags geschieht mittels eines elektronischen „Kopfhörers“, der die Lektionen direkt ins Gehirn einspeist. So bekommt auch Terr einiges Wissen mit. Als Tiwa, nun zum Teenager herangewachsen, das Interesse an ihrem Haustier langsam verliert, flüchtet Terr aus der Gefangenschaft und lässt den Kopfhörer mitgehen. Er schließt sich einem Stamm „wilder“ Oms an, die in einem Baum leben. Seine Fähigkeit zu Lesen kommt den Oms bald zu Gute, da die Draags immer wieder Fallen aufstellen, um die Ompopulation zu kontrollieren.
Als Abenteuerfilm ist Fantastic Planet gar nicht mal so schlecht. Die zweite Hälfte, in der das Leben der „wilden“ Oms in den Mittelpunkt rückt, kann diesbezüglich überzeugen. Auch positiv zu erwähnen ist die hervorragende musikalische Untermalung. Immerhin interessant, wenn auch nicht vollständig überzeugend, ist die optische Gestaltung: Normalerweise ist es in Zeichentrickfilmen ja sofort sichtbar, welche Dinge/Personen im Bild „bewegungsfähig“ sind und welche nicht. Fantastic Planet ist durchgehend in einem Zeichenstil gehalten: Sich bewegender Vordergrund und statischer Hintergrund sind nicht prinzipiell unterscheidbar. Was allerdings dazu führt, dass sich insgesamt nur so wenig bewegt, wie absolut notwendig.
Wie erwähnt schwach ist dagegen der Pseudoanspruch der Handlung. Menschen in die Rolle der „unterdrückten Haustiere“ zu stecken, ist plump, da von der ersten Szene an – in der eine Gruppe Jugendlicher mit Terrs Mutter, die verzweifelt versucht, ihr Baby in Sicherheit zu bringen, „spielt“ bis sie dabei umkommt – klar ist, wie „unfair“ mit ihnen umgegangen wird. Immerhin etwas relativiert wird das im Laufe des Films insbesondere durch die Rolle Tiwas, insofern dass klar wird, dass die Draags nicht „böse“ sind, sondern sich einfach keine gesteigerten Gedanken über die Oms machen. Trotzdem ist die intendierte Aussage dermaßen unsubtil, dass man kaum mehr von einer Allegorie sprechen kann. Und das nervt so, dass es durch die wenigen ansatzweise interessanteren Aspekte der Welt nicht ausgeglichen wird.
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