Tulpa – Dämonen der Begierde

Poster
Originaltitel:
Tulpa – Perdizioni mortali
Jahr:
2012
Eingetragen:
09.03.2024
TMDB-Wertung:
4,8/10


TMDB-Inhaltsangabe:

Lisa ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die ein Doppelleben führt. Tagsüber wird sie von Kollegen respektiert, in der Nacht hingegen sucht sie den Kick im Sexclub Tulpa. Dort kann sie ihre devoten Sexfantasien ausleben. Ihr Leben gerät aus den Fugen, als ihre Liebhaber nacheinander umgebracht werden. Wer ist der geheimnisvolle Killer? Seine Morde sind grausam und sadistisch! Während die Polizei ermittelt, gerät Lisa immer mehr in Lebensgefahr.

Hannes schreibt:

Irgendwie ist es komisch. Wenn man frühere Stile, Trends die eigentlich lange ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben, nach Jahrzehnten wieder aufgreift, hat man doch eigentlich genug Zeit gehabt in sich zu gehen, und wirklich alles bestens im Detail zu durchdenken. Und seine Vision dann exakt umzusetzen, richtig auf den Punkt abzuliefern. Doch dann erscheint sowas wie Tulpa und man fragt sich, wie das bloß passieren konnte.

Dabei könnte man dem Film durchaus zu Gute halten, dass er keine Metaebene besitzt. Nichts dekonstruiert, nichts kommentiert. Er will anscheinend einfach nur unterhalten, wie man es im italienischen Kino der 70er Jahre kannte. Die Besetzung Michele Placidos ist in diesem Sinne ein Coup. Und Placido spielt sehenswert! Doch darüber hinaus ist wenig wert gesehen zu werden. Auch wenn formell nichts wirklich falsch ist, packt der Film überhaupt nicht.

Der Hund liegt auf mehreren Ebenen begraben. Um beim Schauspiel zu bleiben: mit erwähnter Ausnahme übel. Anscheinend wurde, trotz ausschließlich italienischer Darsteller, radebrechend auf Englisch gedreht, was einigen Beteiligten merklich schwer fällt und dann sehr steif und unsicher rüberkommt. In manchen Szenen wechselt der Film dann allerdings unmotiviert auf Italienisch, ohne dass dies in der Handlungslogik irgendwie Sinn ergibt. Die Synchronisation auf Deutsch ist sogar noch schlimmer, beinahe unerträglich.

Dazu kommen die nicht eingehaltenen reißerischen Versprechen. Die Gewaltstufe befindet sich punktuell jenseits der Ekelgrenze, ja. Insbesondere der Mord auf dem Karussell ist praktisch kaum anzuschauen. Doch der Klappentext spricht von metaphysischen Bewusstseinsebenen usw. – doch praktisch geht die Protagonistin nur in einen stinknormalen Swingerclub. Was anscheinend irgendwie als „verrucht“ durchgehen soll. Eine typische Kombination für unsere sexuell verklemmte, aber ultrabrutale Zeit. In diesem Zusammenhang ist auch der Charakterbogen der Hauptfigur schwach: Sie soll ihr wahres Ich nicht verstecken. Gääääähn…

Dass die Auflösung der Mordserie schließlich ausgewürfelt wird, keinerlei Motivation vorher erfahren hat, ist im Genrerahmen geschenkt. Schließlich waren italienische Thriller niemals Whodunits im klassischen Sinne. Dass aber alles wenig stringent geplant, einfallslos inszeniert und schlecht gespielt ist, wiegt leider schwer. Tulpa ist weder intelligent, noch handwerklich überdurchschnittlich.

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