Tár

Poster
Originaltitel:
Tár
Jahr:
2022
Eingetragen:
18.04.2024
TMDB-Wertung:
7,1/10


TMDB-Inhaltsangabe:

Der Film handelt von der fiktiven Figur Lydia Tár, der ersten Frau, die jemals als Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters eingeladen wurde. Dabei muss sich die weltbekannte Künstlerin in einem männerdominierten Beruf bewähren. Der Film folgt Lydia Tár in ihrem Alltag in der deutschen Hauptstadt bis hin zu ihrer neuesten Aufnahme, {Gustav Mahler}s 5. Symphonie. Dabei hat die ambitionierte Frau Mühe, ihr Berufs- und Privatleben voneinander zu trennen, was Konsequenzen haben könnte. So deutet sich eine Beziehung mit einer Cellistin an – was auch Társ Ehefrau nicht verborgen bleibt.

Hannes schreibt:

Das Internet sollte das Ende aller Lügen sein. Die unbeschränkten, unzensierten Möglichkeiten der Kommunikation alles entlarven. Was wirklich daraus geworden ist, erleben wie tag-täglich. Eine Facette: Differenzierte Betrachtungen, Darstellungen sind nicht mehr gewünscht. Desto schöner, dass sie doch manchmal noch auftauchen. In Form eines Dialogfilms, der ein bisschen Zeit braucht, richtig ins Rollen zu kommen, erwartet einen hier eine ganze Lawine zeitgeistiger Themen. Sind die Künstlerin und ihr Werk zu trennen? Wo hört #metoo auf, wo Rufmord an? Was für Menschen können überhaupt so weit kommen in der dargestellten gnadenlosen Welt?

Alles steht und fällt dabei natürlich mit dem zentralen Charakter der "Lydia Tár" (Cate Blanchett). Die sich wirklich in dem Moment, der ihren tiefen Fall auslöst, unmöglich verhält. Aber trotzdem ist das Video, das davon im Internet auftaucht, sinnentstellend manipuliert. Unerträglich arrogant. Bis man erfährt, dass Landei Linda sich diese Kunstidentität selbst zugelegt hat. Die wohl wirklich niedere Absichten bei ihrer Förderung einer neuen Musikerin in ihrem Orchester verfolgte. Aber schließlich doch selbst ausgenutzt wird. Die was ihre Partnerin (Nina Hoss) angeht praktisch beziehungsunfähig dargestellt wird. Deren Tochter sie aber emotional wirklich nahe ist.

So ambivalent wie praktisch alles ist dann auch das Ende. Wenn Tár mit großen Gesten und Pathos für die ostasiatische Cosplayer-Konvention dirigiert, mag man das als verdiente Strafe, sie der Lächerlichkeit preiszugeben, verstehen. Oder aber als Bestätigung, dass sie ihr Leben eben trotz aller Schwächen und charakterlicher Unarten eben doch primär der Kunst verschrieben hat. Und selbst jetzt, da sie wieder ganz unten ist, sich für nichts zu schade ist, es absolut ernst nimmt. Einem keine Deutung aufzudrängen, ist stark. Denn so einfach ist die Welt nun mal nicht. So eindimensional sind Menschen nicht. Zumindest die meisten.

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