Copenhagen

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Originaltitel:
Copenhagen
Jahr:
2002
Eingetragen:
13.02.2015
IMDB-Wertung:
7,4/10
TMDB-Wertung:
7,5/10


Hannes schreibt:

Wissenschaftsethik erläutert sich popkulturell am besten an extremen, nicht tagesaktuellen Beispielen. Doch so einfach, so platt die Frage des nationalsozialistischen Atomprogramms auch wirken mag, so grau und verwickelt wird sie doch, wenn man sich auf die persönlich-menschliche Ebene hinunterbegibt.

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Was tatsächlich gesagt wurde und noch weniger, was damit gemeint war, als Werner Heisenberg (Daniel Craig), leitender Forscher des deutschen „Uranprogramms“, seinen Kollegen Niels Bohr (Stephen Rea) in dessen besetztem Heimatland besuchte, ist unbekannt. Natürlich gibt es zahlreiche Rechtfertigungsversuche des deutschen Nobelpreisträgers, mit denen er seine Rolle zu rechtfertigen und beschönigen zu versuchte. Doch genausowenig kann man ihm, was einfach wäre, die einseitige Rolle des Bösewichts zuschieben.

Copenhagen macht diese Sache ganz gut: Beide Forscher werden primär in ihrem ethischen Spannungsfeld dargestellt. Sie (also ihre fiktiven Gegenparts) sind und waren sich der Tragweite ihrer Forschung und damit ihrer persönlichen Verantwortung für den Fortgang der Welt bewusst. Mitten in einem weltweit tobenden Krieg konnte man sich keinesfalls mehr einreden, es ginge doch nur um reinen – und damit moralisch einwandfreien – Wissenserwerb.

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Und da sie beide kluge Geister sind, wissen sie auch, dass in jeder Kommunikationssituation zwischen dem was man meint, dem was man sagt, dem was beim Gegenüber ankommt und dem wie es aufgefasst wird teilweise eklatante Unterschiede bestehen können. Wobei sich wieder der Film auf die erste dieser Ebenen stürzt: Im Rückblick selbstreflektierend sind die beiden sich selbst gar nicht mehr so sicher, was sie eigentlich meinten – was sie nun gemeinsam zu ergründen versuchen und verschiedene Optionen gedanklich durchspielen.

Es endet ganz versöhnlich damit, dass man Bohr die stärkere ethische Weitsicht zugesteht, während Heisenberg (obwohl ebenfalls grüblerisch) tendenziell die Rolle des politisch naiven schneller-höher-weiter-Wissenschaftlers zukommt. Das ist sicher als politisch korrekt zu sehen und kann auch aufgrund des Kopenhagener Stils der Darstellung eigentlich niemandem übel aufstoßen. Höchstens etwas unbefriedigend, wenn man als Beobachter nach klaren, eindeutigen Antworten sucht – doch die gibt es in der Quantenphysik nun mal nicht.

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