Immortal

Originaltitel:
Immortal
Jahr:
2016
Eingetragen:
24.12.2016
Bearbeitet:
29.06.2022


Hannes schreibt:

Was ist eigentlich am Ärgerlichsten? Zeitverschwendung durch richtig schlechte Filme? Nein: Viel ärgerlicher sind an sich interessante Projekte mit Potential, die dann aber trotzdem irgendwie scheitern.

Immortal erzählt halbdokumentarisch die Geschichte Cosme Peñates, der in Nordkolumbien am Strand lebte und es als seine ehrenamtliche Lebensaufgabe sah, die Leichen und abgetrennten, von Haien angefressenen Körperteile, die durch die Flüsse angeschwemmt werden, herauszufischen und einigermaßen menschenwürdig zu bestatten.

Das ist ein äußerst interessantes Thema: Der gesellschaftliche Umgang mit den Überbleibseln eines Guerillakrieges. Diese werden wie ein Naturphänomen akzeptiert – oder ist der Sinn, den „Abfall der menschlichen Konflikte“ aufzuräumen, bevor er den Rest der Welt infiziert? Da stecken wirklich tiefgründige Fragestellungen drin.

Nur: Jene authentische Hauptfigur verstarb anscheinend im wirklichen Leben während der langwierigen, wohl weniger bedarfs-, als vielmehr gelegenheitsgetriebenen Produktion (einmal hört man aus dem Off gar ein „Psst, wir drehen gerade“). Also montiert der Regisseur die größtenteils nicht einmal vertonten Aufnamen des theoretischen Protagonisten mit anderen Szenen einer jungen Frau, die ihn vorgeblich aufsuchen möchte, zusammen.

Und wenn man sich den Film dann anschaut, dann ist weder Handlungsfaden, noch Thema überhaupt klar. Stattdessen schaut man mehr als eine Stunde lang Szenen an, die offensichtlich derart entstanden sind, dass man einfach irgendwo auf die Straße eine Kamera gestellt, und statisch eine Zeitlang ohne näheres Ziel gefilmt hat. Ohne Dialoge (solche gibt es nur eingangs einmal) kann man natürlich eine Geschichte erzählen, nur muss man das dann auch tun.

Stattdessen werden Thema und Bedeutung einiger voriger Bilder erst in den letzten zehn Minuten, in denen Hinterbliebene des Verstorbenen „in die Kamera“ interviewt werden, überhaupt klar. Und das ist dann erst so richtig ärgerlich, denn sonst hätte man die Langeweile zumindest schnell vergessen!

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