Die Normannen kommen

Poster
Originaltitel:
The War Lord
Jahr:
1965
Eingetragen:
26.05.2020
Bearbeitet:
27.07.2020
IMDB-Wertung:
6,7/10
TMDB-Wertung:
6,3/10


Hannes schreibt:

…um genau zu sein sind die schon da. Charlton Heston soll als neuer Lord in einer bedeutungslosen Provinz für Recht und Ordnung sorgen. Na ja, hauptsächlich für Ordnung. Die geknechtete Bevölkerung des Landstrichs stellt mangels Schmiedefähigkeit keinerlei Bedrohung dar und liefert brav ihre Ernte ab, jedoch fallen fiese Plünderfriesen mit erschreckender Regelmäßigkeit ein. Chrysagon (Heston) stehen ein paar Bewaffnete, darunter sein Bruder (Guy Stockwell) und ein halbverfallener gemauerter Turm zur Verfügung, in dem sie sich im Zweifelsfall verschanzen können.

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Unser neues Zuhause

Doch es kommt alles anders als gedacht, denn den eigentlich ach so gottes- und königstreuen Chrysagon überkommt die Lust, als er eine Dorfschönheit (Rosemary Forsyth) erspät. Nach mehreren rechtmäßigen, jedoch gescheiterten Vergewaltigungsversuchen lässt er sie sich in ihrer Hochzeitsnacht auf sein Turmzimmer liefern. Danach will er sie jedoch nicht mehr, wie es selbst das dehnbare Recht verlangt, wieder herausrücken. Die Dorfbevölkerung ist erzürnt und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

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Oh, schweres Schicksal!

Eigentlich ist dies also eine Verfilmung der Sage des trojanischen Krieges, nur eben in einem armseligen, schmutzigen Turm statt einer mythologischen, stolzen Weltstadt. Und als Kontrahenten stehen sich ungepflegte Ritter, bärtige Plünderer und mit Holzknüppeln bewaffnete Bauern gegenüber. Soweit, so gut, denn die Darstellung dieser Welt jenseits kitschiger Rittergeschichten ist sicherlich die Stärke des Films.

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Jetzt geht's zur Sache

Nur kommt der Kitsch dann auf anderer Ebene wieder hinein und überfällt den Zuschauer mit gleich mehrfacher Schlagkraft. Heston war in den 60er Jahren ja auf solche Stoffe abonniert, in denen schöne Menschen bedeutungsschwangere Monologe in die Kamera sprechen. Damit nicht genug, die Bauerntochter, an der sich der Konflikt entlädt, die ganz sicher niemals irgendeine Bildung genossen hat, führt hochphilosophische Diskussionen mit Chrysagon über Sein und Zeit. Natürlich hat sie keinerlei eigene Agenda, wir befinden uns schließlich im hochreaktionären Kino. Und nachdem sie einmal eine Nacht mit Chrysagon verbracht hat, will sie selbstverständlich auch nie mehr von ihm weg.

So schwach ist diese Frauenfigur, Wäre dies kein Heston-Vehikel, müsste man eigentlich eine weitere Erzählebene erwarten: Sie entspricht so perfekt der Wunschprojektion des Protagonisten, dass die Szenen mit ihr eigentlich nur sein Abgleiten in den Wahnsinn repräsentieren müssten, sein Bedürfnis, sich die Realität selbst zu formen angesichts der düsteren Realität. Das wäre mal ein Film gewesen, den es sich anzuschauen gelohnt hätte. Aber nein, hier wird ohne doppelten Boden inszeniert. Sicherheitsnetz nicht notwendig.

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