Der Schatz der Azteken

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Originaltitel:
Der Schatz der Azteken
Jahr:
1965
Eingetragen:
31.08.2020
IMDB-Wertung:
5,4/10
TMDB-Wertung:
5,9/10


Hannes schreibt:

Auf dem Höhepunkt des Karl-May-Booms des deutschen 60er-Jahre-Kinos durfte es auch mal ausnahmsweise etwas ohne Winnetou sein. So verschlägt es Lex Barker als preußischer Arzt und Diplomat Dr. Karl Sternau in die Wirren des mexikanischen Unabhängigkeitskampfes gegen die französische Marionette Maximilian. Wo er gleich mal ordnend wirken darf.

Oder so zumindest die Erwartungshaltung. Statt der erwarteten protagonistengetriebenen Geschichte versucht sich das Drehbuch an generischen Abenteuermotiven vor Zeitkolorit. Sternaus diplomatische Mission und damit verbundene Reise kann man maximal als Aufhänger bezeichnen. Anders als kurz darauf in Kampf um Rom lässt Regisseur Siodmak auch keine Armeen zu großen Schlachten aufmarschieren, obwohl sich eigentlich ja alles um den laufenden Krieg dreht. Stattdessen gibt es kleine Vignetten auf der Ebene persönlicher Schicksale, die wohl irgendwie repräsentativ sein sollen. Und eine Menge Cowboy-Romantik, wenn auf der Hacienda gefeiert und geflirtet wird.

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Positiv an dieser Struktur ist, wie eine grundsätzliches Gut-/Böse-Schema einigermaßen vermieden wird. Klar, Sternau, Lincoln (Jeff Corey) und Juarez (Fausto Tozzi) sind befinden sich jenseits der Perfektion und sie sind zwar auch irgendwie in der Geschichte vorhanden, agieren jedoch überhaupt nicht. Die Bösewichte (primär Gérard Barray, Rik Battaglia und Michèle Girardon) haben bei allen fiesen Zügen doch jeweils Motive für ihr Handeln. Niedere Motive, die aus ihren Schwächen erwachsen, aber immerhin. Ebenso auf der Seite der „Guten“, wenn beispielsweise die Aztekenprinzessin Karja (Theresa Lorca) hin- und hergerissen zwischen ihrer scheinbaren Pflicht gegenüber ihres Erbes und dem Streben nach persönlichem Glück langsam zu zerbrechen scheint oder der aufrechte mexikanische Offizier Potoca (Gustavo Rojo) seine Motivation primär aus Eifersucht und Rachegelüsten speist.

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Nur werden solch thematisch interessante Seiten schnell unter den üblichen 60er-Jahre-May-Eigenheiten begraben. Wie eben dem unvermeidlich-nervigen Comic-Relief-Sidekick (Ralf Wolter), der aber immerhin gegen Ende doch ein bisschen Eigeninitiative zeigen darf. Und so sehr die implizite Art zu erzählen theoretisch positiv hervorzuheben sein mag, so ist der explizite Plot doch derart trivial, austauschbar und dünn, dass die meiste Zeit gepflegte Langeweile vorherrscht.

Dem kommerziellen Erfolg war man sich allerdings wohl derart sicher, dass dieser Episode auch so wirklich überhaupt kein Ende gegönnt wird. An eine modernere Art, mehrteilige Geschichten zu erzählen, jeder Episode aber zumindest einen partiellen eigenen Abschluss zu verpassen, war damals wahrscheinlich noch nicht zu denken. So bleibt selbst der kleinste Unterbösewicht unbestraft und unbesiegt zugunsten der weiteren Ausschlachtung in der Pyramide des Sonnengottes.

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