Retroactive – Gefangene der Zeit

Poster
Originaltitel:
Retroactive
Jahr:
1997
Eingetragen:
30.09.2020
IMDB-Wertung:
6,2/10
TMDB-Wertung:
6,1/10


Hannes schreibt:

Der gewalttätige Fiesling Frank (James Belushi) ist in der US-Einöde unterwegs mit seiner Freundin Rayanne (Shannon Whirry). Irgendein illegaler Deal steht an. Unterwegs gabeln sie noch die liegengebliebene Psychologin Karen (Kylie Travis) auf. Die Polizei, die Frank aufgrund überhöhter Geschwindigkeit anhält, wird abgewimmelt, ein Mexikaner mit seinem verunglückten Truck ignoriert. An einer Tankstelle, wo Frank seinen Stoff abzustoßen gedenkt, hat auch gerade eine andere Familie haltgemacht. Frank tickt aus, erschießt Rayanne.

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Karen flüchtet sich in einen nahegelegenen Bunker. Dort hat Wissenschaftler Brian (Frank Whaley) gerade einen durchschlagenden Erfolg errungen – ein Sprung zurück in die Zeit. Während er gerade damit hadert, dass das böse Pentagon ihm den Geldhahn zudrehen will, gerät Karen in die Apparatur und findet sich schwupps in Franks Auto wieder – 20 Minuten zuvor, aber mit all ihrem Wissen, was geschehen wird.

Eigentlich müsste also wieder das Murmeltier grüßen, nur geht es bei Karen nicht darum, auf sentimentale Weise zum besseren Menschen zu werden, sondern einfach nur, Frank aufzuhalten. Die Geschichte ist insofern intelligent konzipiert, dass sich gleich eine handvoll möglicher Abzweigungen des Handlungsverlaufs bereits angeboten haben. Dem Polizisten ein Zeichen geben? Wenn Frank an der Tankstelle aussteigt einfach mit Rayanne und dem Auto abhauen? Usw.

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So beschränkt sich Retroactive auch nicht auf eine weitere Iteration seines Plots, sondern schlägt danach zwei weitere Haken. Der Clou daran: Trotz oder gerade wegen Karens Bemühungen wird es jedesmal sogar noch schlimmer. So dass der Film ebenfalls nicht gerade „gut“ endet, aber mit dem eventuell „wenigsten schlechten“ Ende.

Ein großes Glück ist, dass der Film aus einer Zeit stammt, als Belushi bereits nicht mehr als großer Star gehandelt wurde. So ist ein schön schmieriges Werk herausgekommen. Mit insgesamt geringem Aufwand an Kulissen, Kostümen, Requisiten usw. kommt eine spannende Achterbahnfahrt heraus.

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Schon die Szenen zwischen Belushi und seinen beiden Mitfahrerinnen zu Anfang im Auto sind wirklich gelungen. Belushi tut, was er am besten kann, und gibt den Schmierlappen mit ordentlich heraushängendem Aggressionspotential. Was beim ersten Durchlauf nur als ekelhafte Machosprüche rüberkommt, gewinnt mit steigendem Wissensstand der Zuschauer und ihrer Vertreterin Karen an neuen Bedeutungsebenen. Die Charaktere handeln prinzipiell konsistent. Die Gefahrensituationen ergeben sich immer wieder nachvollziehbar (jetzt mal abgesehen von der Existenz einer Zeitmaschine).

In diesem Sinne ist Retroactive eine wirklich kurzweilige Angelegenheit. Nichts, woran man sich noch sehr lange erinnert und schon gar nichts, über dessen tiefere (nicht existente) Bedeutung man noch lange nachdenkt, aber gute Unterhaltung im Spätprogramm des Fernsehens.

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