Drag me to Hell

Poster
Originaltitel:
Drag me to Hell
Jahr:
2009
Eingetragen:
31.03.2021
IMDB-Wertung:
6,5/10
TMDB-Wertung:
6,4/10


Hannes schreibt:

Nachdem er das ganz große Geld gemacht hatte, meinte Regisseur Sam Raimi wohl, Abbitte leisten zu müssen. Sein nächster Film wandte sich wieder an seine frühere Gefolgschaft. Ein schmutziges Stück Horrorkino, voll von Verweisen an die Themen und die Klassiker des Genres. Natürlich permanent auf dem schmalen Grat zwischen ernstgemeintem Horror und Selbstparodie, um rückblickend beide Interpretationen vertreten zu können. Retrospektive Uminterpretationen ist man von ihm ja gewohnt, aber derart stark vorbereitet hat man es noch nie erlebt.

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Kein Erbarmen für diese Kundin

Die Bankangestellte Christine (Alison Lohman) bemüht sich um eine Beförderung und schlägt einer alten Frau (Lorna Raver) deshalb eine Kreditverlängerung aus. Das bringt ihr einen Fluch ein: Ein Dämon werde sie in wenigen Tagen in die Hölle holen. Panisch versucht sie alles, diesem Schicksal zu entgehen, und erlebt einen Horrortrip. Oder ist alles doch nur eine Projektion ihrer eigenen Schuldgefühle?

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Christine kann ihre Herkunft nicht komplett verleugnen

Klassischer Moralhorror im thematischen Stil der 50er Jahre also. Die Horrormomente funktionieren, da meist auf Basis von Alltagssituationen: Angriff in der Tiefgarage, später im fahrenden Auto (d.h. während man sich schlecht wehren kann) usw. Doch so richtig effektiv wird es vor Allem dadurch, dass Christines Persönlichkeit ausreichend unterfüttert wird. Ihre Verlobung mit (dem reichlich milchgesichtigen) Collegeprofessor Clay (Justin Long) und die einhergehende schwierige Beziehung zu dessen Eltern, die sie für nicht gut genug halten. Ihre Vergangenheit als übergewichtiges Landei. Soll heißen: Christines ewiger Kampf um soziale Anerkennung, für die sie vielleicht einen Schritt zu weit gegangen ist. Die aber dann doch den schleimigen Arbeitskonkurrenten Stu (Reggie Lee) vom bereits aufgespießten Haken lässt.

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Letzte Verzweiflungstat

Dazu kommt eine schöne Inszenierung, so beispielsweise wenn Christine ungewollt in eine absurde Totenfeier der alten Frau gerät, die feine Ironie des Match-Cuts von sintflutartig überschwemmten Grab in die Dusche, oder auch die Schlussszene am Bahnhof. Andererseits gibt es dann aber auch diese wirklich absurde Séance mit der sprechenden Ziege, die darüber hinaus nicht einmal gut getrickst ist.

Hier mag man in den Bereich rein subjektiver Geschmackssache abdriften, aber diese Anflüge einfach gestrickter Ironie tun dem an sich sehr sehenswerten Film nicht gut. Ein bisschen mehr Bekenntnis zum eigenen Stoff und Genre hätten Herrn Raimi besser gestanden.

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