Durch die Wüste

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Originaltitel:
Durch die Wüste
Jahr:
1936
Eingetragen:
30.04.2021
Bearbeitet:
16.05.2021
IMDB-Wertung:
5,7/10
TMDB-Wertung:
5,5/10


Hannes schreibt:

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Die Deutschen und ihr Karl May – das war auch schon vor den 60er Jahren eine große Sache. Zu Nazizeiten hatte man auch nichts gegen die Stoffe eines Kolonialherren, der allein unter „Wilden“ als Leuchtturm der Zivilisation Abenteuer besteht und so wurde der erste solche Tonfilm produziert: Durch die Wüste.

Episodisch reist der aufrechte deutsche Held genannt Kara Ben Nemsi (Fred Raupach) durch den Nahen Osten auf dem Weg nach Jerusalem, begleitet von seinem Gefährten Hadschi Halef Omar (Heinz Evelt). Dabei trifft er auf Freunde, muss sich aber auch mit verschlagenen Feinden herumschlagen.

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Der sehr hölzerne Hauptdarsteller macht das Mitfiebern leider nicht leicht. Unter seinem Schnauzbart ist er noch reichlich rotbäckig (trotz Schwarzweißbild) und große Regungen sind in seinem Gesicht, seiner Körpersprache oder Intonation nicht abzulesen. Seine beste Szene bekommt er, wenn er durch den Brunnen in den schwerbewachten Palast eines Bösewichts eindringen und dort den Errol Flynn geben darf (es fehlt nur noch, dass er sich am Kronleuter umherschwingt).

Abseits der Sprechrollen gibt es eine Menge Lokalkolorit, heutzutage etwas langatmig zwischengeschnittene Szenen, aber seinerzeit reichte wahrscheinlich der Reiz des Exotischen, diese zu rechtfertigen.

Obwohl es sich um einen solch klassischen Abenteuerstoff handelt, haut das Drehbuch dramaturgisch doch mehrfach daneben. Wenn eine Frau den Helden gleich zweimal aus der Not rettet, ist das nicht humoristisch gemeint, sondern kommt ungewollt emanzipatorisch daher. Wenn der Führer der beiden Protagonisten erschossen wird und sie laut rufen „Wir sind verloren. Noch niemals hat es Jemand durch diese Gegend ohne Führer geschafft!”, aber dann nach dem nächsten Schnitt bereits in der Stadt angekommen sind, fragt man sich eher, ob da nicht eine Szene fehlt, in der sie sich heroisch durchkämpfen. Apropos Heroik: Ein Endkampf mit dem Hauptantagonisten findet nicht statt. Die Verfolgungsjagd endet damit, dass der Bösewicht im Morast versinkt, während der Held zusieht und schließlich einfach wegtrottet. Und überhaupt, hat Haschi Halef Omar nicht geheiratet? Trotzdem reitet er mit dem Helden in den Sonnenuntergang…

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