Flash Gordon

Poster
Originaltitel:
Flash Gordon
Jahr:
1936
Eingetragen:
31.08.2010
Bearbeitet:
08.01.2012
IMDB-Wertung:
7/10
TMDB-Wertung:
6,3/10


Hannes schreibt:

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Erstes Aufeinandertreffen der Erzfeinde
Leider muss man hier erstmal mit etwas langwierigen Erklärungen beginnen: Zwischen 1936 und 1940 entstanden drei Flash Gordon – „Serials“, d.h. fürs Kino produzierte „Filmserien“. Jede Folge war üblicherweise bis zu 30 Minuten lang und endete an einer besonders spannenden Stelle, d.h. mit einem „Cliffhanger“, so dass man für die Auflösung in der nächsten Folge nochmal wieder ins Kino laufen musste. Diese Folgen wurden jeweils vor einem „Hauptfilm“ gezeigt.

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Der König der Vogelmenschen macht sich an Dale ran
Die erste „Staffel“ heißt im Original einfach Flash Gordon, die zweite (1938) Flash Gordon: Trip to Mars und die dritte (1940) Flash Gordon Conquers the Universe. In Deutschland gibt es nun eine DVD-Box zu kaufen, die das ganze auf vier DVDs verteilt, jede mit einem eigenen Titel: Planet des Schreckens, Der Herrscher des Mars, Der Kampf gegen die Waldmenschen und Todesstrahlen aus dem All. Es wird hier also unterstellt, es handele sich um vier Staffeln anstatt drei. Laut Wikipedia (wo es noch einige weitere Details zu lesen gibt) wurden auch Folgen umsortiert und -geschnitten, was angesichts unterschiedlicher Off-Sprecher nicht unwahrscheinlich wirkt.

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Flash muss mit einem Riesenaffen kämpfen
Auch ergibt die „deutsche Aufteilung“ niemals so richtig Sinn. Mitten in der „zweiten Staffel“ ist offensichtlich eine Geschichte zu Ende und eine andere beginnt. Das ist nicht nur an der Dramaturgie, sondern auch rein optisch offensichtlich: Eine Darstellerin wechselt unerklärt die Haarfarbe. Trotzdem kann man wohl davon ausgehen, dass die deutsche DVD-Edition die Geschichten nicht grob verfälscht und man schon das meiste so zu sehen bekommt, wie es gedacht war.

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Unter Drogeneinfluss greift Flash seinen Freund an
Nach der langen Vorrede zum Inhalt: Flash Gordon (Buster Crabbe) wird, mehr oder weniger durch Zufall, zum intergalaktischen Helden, als die Erde angegriffen wird. In einem von Dr. Alexis Zarkoff (Frank Shannon) gebauten Raumschiff fliegen die beiden Männer und eine gewisse Dale Arden (Jean Rogers) zum Planeten Mongo, der direkt auf die Erde zusteuert. Hier stellt sich heraus, dass dieser Kollisionskurs in der Absicht des dortigen brutalen Herrschers Ming (Charles Middleton) liegt: Dieser will die Erde vernichten. Nach einigem Hin und Her kann Flash mit Hilfe der unterdrückten anderen Völker Mongos den Bösewicht stürzen und so die Erde retten.

Selbst für die Entstehungszeit ist die Serie recht günstig gemacht. Da tauchen „Löwenmänner“, „Haimenschen“ und „Vogelmenschen“ auf, aber erstere sind einfach nur normale Menschen mit langen Haaren und Bärten, die zweiten haben überhaupt nichts Besonderes an sich (sie fahren nur in U-Booten herum) und letztere sind normale Menschen mit angeklebten Engelsflügeln. Von normalem Leben auf dem fremden Planeten sieht man niemals etwas, alles spielt sich in wenigen „Palästen“ ab (die allerdings ebenfalls eher spärlich ausgestattet sind).

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Auf dem Weg zum Mars
Überhaupt ist Flash Gordon eher mit Ritterfilmen zu vergleichen, als dass es tatsächlich ins Science-Fiction-Genre gehört. Die Kostüme, die Kämpfe mit Drachen und natürlich überhaupt die ganze Handlung, die man keinesfalls auch nur ansatzweise hinterfragen darf. Sonst bemerkt man nämlich sofort, was für ein Quatsch es doch ist, dass alle Bösewichte den armen Zarkoff immer gleich in ihre Labore schicken, ihm aber niemals tatsächlich einen Auftrag geben, etwas Bestimmtes für sie zu entwickeln.

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Ming und die Königin des Mars
Köstlich anachronistisch auch das zu Grunde liegende Weltbild, in dem es selbstverständlich ist, dass Männer „ihre Bräute wählen“, ohne jene überhaupt zu konsultieren, und die Reihenfolge der Wahl im Kampf entscheiden. Dabei kann man natürlich dem herrlich naiven Geschehen (einzige immerhin 0,6-dimensionale Person ist Mings intrigante Tochter Aura (Priscilla Lawson)) ein nicht zu verachtendes Maß an Charme und unfreiwilliger Komik nicht absprechen.

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Im Tempel der Waldmenschen
Flash Gordons Marsreise beginnt ganz ähnlich: Wieder wird die Erde angegriffen; diesmal mit einem Energiestrahl vom Mars. Hier hat sich Ming mit der dortigen (magisch begabten) Königin Azura (Beatrice Roberts) verbündet. Doch auch hier gibt es lokale Rebellen: Die „tönernen Menschen“ (Menschen mit Schlammmaske in abgerissener Lumpenverkleidung), von der Königin verstoßen und verwandelt. Zuerst müssen Flash und seine Freunde jedoch einen Saphir, der die Zauberkraft der Königin annulliert, von den „Waldmenschen“ (Menschen mit Afrofrisuren) besorgen.

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Eine Lichtbrücke
Diese Geschichte wirkt etwas konsistenter erzählt (weniger episodisch) und leicht glaubwürdiger (soweit, wie man diesen Terminus überhaupt anwenden kann). Ganz interessant ist hier auch das Zweckbündnis und die gleichzeitige Rivalität zwischen Ming und der Königin. Alles in Allem also eine gelungene, deutlich verbesserte Fortsetzung, bei der man allerdings eine bittere Pille schlucken muss: Mit an Bord des Raumschiffs kommt der „witzige“ Reporter Happy (Donald Kerr) auf den Mars. Nervt.

In der dritten Geschichte wütet „der purpurne Tod“ auf der Erde. Flash, Zarkoff und Dale (Carol Hughes) entdecken, dass Raumschiffe dieses Virus in der Erdathmosphäre verstreuen. Dahinter kann nur der böse Ming stecken!

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„Diktator“ Ming
Im Vergleich ist diese Staffel deutlich düsterer: Der neugekührte „Diktator“ (nicht mehr „Herrscher“) Ming bedient sich biologischer Kriegsführung, betreibt Konzentrationslager, in denen medizinische Experimente an Menschen durchgeführt werden und die Uniformen sind nun nochmal deutlich militärischer geworden.

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Expedition nach Frigia
Im Jahr 1940 also brandaktuell und sicherlich auch noch umstritten (siehe die Diskussionen um Chaplins Großen Diktator im gleichen Jahr). Wie Ming überhaupt wieder an die Macht gekommen ist, wird zwar mit keinem Wort erklärt, aber dafür lernt man nun diverse andere Reiche auf dem Planeten Mongo kennen: Frigia, das Land ewigen Eises, wo Ming seltene Rohstoffvorkommen ausbeuten will, und Arboria, ein von Wäldern übersähter Staat, in dem der alte Bekannte Prinz Barin (der abgenommen hat, da nun von Roland Drew gespielt) zusammen mit Mings Tochter Aura (Shirley Deane) herrscht. Diese Staaten sind nun auch optisch deutlich voneinander zu unterscheiden – keine Einheits-Steinwüste mehr.

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Invasion durch Mings Roboterarmee
Es geht nun weniger um Kidnapping- und Befreiungsspielchen, wie aus den vorigen Geschichten bekannt, sondern um den technisierten Krieg zwischen Staaten – mit Hilfe von Fluggeräten, Roboterarmeen und nicht zuletzt die systematische Ausrottung der „Intelligenz“, d.h. der herrschenden Oberschicht der gegnerischen Staaten. Für Freunde des eher klassischen Abenteuerstils gibt es immerhin ein Volk von „Steinmenschen“ zu bewundern

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In der Gewalt der Steinmenschen
Ob diese Änderungen nun zum Guten sind oder nicht, hängt davon ab, was man sehen will. Für den unschuldig-naiven Stil ist die Reise zum Mars vorzuziehen. Wenn man dagegen immerhin einem Versuch, den Helden in eine leicht ernsthaftere Situation zu bringen, nicht abgeneigt ist, ist der purpurne Tod sicher nicht verkehrt.

Eine Beobachtung muss man allerdings noch erwähnen: Nachdem man diese vier DVDs komplett geguckt hat, wird man das Wort „Erdenmann“ erstmal für mindestens ein paar Jahre nicht mehr hören können werden!

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