Hannes schreibt:
Eloise (Thomasin McKenzie), genannt Ellie, verlässt die behütete Welt, in der sie bei ihrer Großmutter (Rita Tushingham) aufgewachsen ist, um in London Modedesign zu studieren. Mit Gleichaltrigen sowie deren regulärer Studentenwelt hat sie jedoch nichts am Hut. Es zieht sie in ihrer Fantasie immer wieder zurück in die 60er Jahre, ihre glattgebügelte Wunschvorstellung des „Swinging London“. Dort erlebt sie mit/als Nachtclubsängerin Sandie (Anya Taylor-Joy) jedoch schnell auch die Seiten hinter der Fassade kennen und kommt so einem düsteren Geheimnis auf die Spur.Die Lichter der Großstadt
Die kitschige Vorstellung eines Sehnsuchtsortes, die sich als falsch herausstellt. Na ja, schonmal gesehen. Die sympathische Hauptdarstellerin macht es initial erträglich. Der optische Stil aus starken Primärfarben zieht einen hinein. Der kitschige, thematisch erwartbare Soundtrack ist ausnahmsweise mal etwas mehr als „ach ja, kenne ich!“ Die Inszenierung ist insbesondere dann erste Sahne, wenn es an plötzliche Stimmungswechsel geht, die visuell wie klangtechnisch begleitet werden.
Romantische Projektion
Schade allerdings, wie die Altstars größtenteils in irrelevanten Rollen verheizt werden. Tushingham taucht nie mehr auf. Diana Rigg als Vermieterin Ellies kommt zwar im Finale dann doch noch eine scheinbar bedeutsame Rolle zu, aber nur auf der Oberfläche. Einzig Terence Stamp als mysteriöser, scheinbar wirres Zeug redender Stalker weiß sich mal wieder selbst effektiv in Szene zu setzen.
Schluss mit Beat-Kitsch?
Last Night in Soho tut so, als würde es etwas über eine vergangene Zeit erzählen. Tatsächlich ist es ein zutiefst persönlicher, introspektiver Film, in dem das innerste der Protagonistin, ihr völlig menschlichen Wünsche und Ängste nach außen gekehrt werden. Auch wenn ihm diesbezüglich nicht alles gelingt, ist das gut so.
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